"Ein Regenbogen-Zwilling der im anderen weiter lebt.." Teil 3

"Ein Regenbogen-Zwilling der im anderen weiter lebt.." Teil 3

Am Abend schrieb ich unserer Sternenkindfotografin Jana, unterrichtete Sie von allem. Ob ich dort schon intuitiv wusste was passieren würde? Ich bat Jana zu kommen, wenn wir sie brauchen. Sie teilte uns mit das sie im Urlaub ist und erst am Freitag, eine Woche später wieder da wäre und Fjell solange durchhalten müsse. Ich hoffte. Wir blieben in Kontakt.

Die Anrufe auf der ITS an diesem Tag brachten keine erneuten Kentnisse, Fjells Zustand war unverändert. Das letzte mal an diesem Tag rief ich Mitternacht an, in der Hoffnung es würde ihm besser gehen, doch das war nicht so. Er hatte schon Probleme mit dem Pullern, seine Nieren arbeiteten nicht mehr richtig. Schlafen konnte ich in der Nacht nicht. ich machte mir über alles mögliche Gedanken, behindert ja, nein? Wenn ja, wie weit? Was heisst das für Uns als Familie? Mein Mann und ich sprachen sehr lang in dieser Nacht über alle Eventuallitäten und waren uns einig das wir auch ein behindertes Kind mit nach Hause nehmen möchten. Zu diesem Zeitpunkt hat keiner an das Ende gedacht.

Samstag morgen rief ich gegen 6Uhr wieder an, sein Zustand war schlecht, sehr schlecht. Die Schwester bat mich am Nachmittag nochmal anzurufen, da die Ärztin gern mit mir sprechen möchte.
Die Stunden bis zu diesem Gespräch waren der Horror. Frau Dr. S. rief mich an und wir hatten ein sehr langes und offenes Gespräch. Mir war es wichtig Ihr zu sagen das wir Fjell auch mit einer möglichen Behinderung lieben und annehmen. Das dies kein Grund für uns wäre Ihn gehen zu lassen. Sie bedankte sich für diese offenen Worte, wir vereinbarten einen Besuch am Sonntag auf der ITS um alles weitere zu besprechen und eventuell neue Erkentnisse zu haben.

Sonntag mittag machte ich mich allein auf den Weg zu den Mäusen, ich hatte keine Ahnung was mich erwartet. Ich war sehr nervös und angespannt. Ganz langsam betrat ich die Neo und ging an den Schwestern mit einem leisen "Hallo" vorbei. Leise machte ich die Tür auf und ging zu Fjell an den Inkubator. Er lag da, mit dem Blick nach oben gerichtet und war völligst aufgeschwemmt. SO hatte ich mein Kind nicht in Erinnerung.

Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurück halten und weinte bitterlich. Sachte machte ich die Tür von dem Inkubator auf und wollte seine geliebte Krake wieder in seine Hand legen, denn seine Hand lag unter der Krake.

Mich traf der Schlag!

Als ich seine Hand nahm, stellte ich fest, das seine Fingerchen alle Schwarz waren!

Ich legte die Krake an seine Hand, verschloss wieder die Tür und suchte eine Schwester die mir erklären soll warum die Händchen so aussehen.

Eine Schwester und ein Arzt kamen zu mir und erklärten mir das die Sepsis einen sehr schnellen Verlauf hatten und die Fingerchen so schwarz wären, weil die Durchblutung nicht mehr funktioniert hat.

AB DIESEM ZEITPUNKT WUSSTE ICH GENAU WAS KOMMEN WIRD!

Es würden noch einige Untersuchungen anstehen um genaueres sagen zu können. Unter anderem sollte ein Ultraschall vom Kopf gemacht werden. Ich bestand darauf bei diesem Dabei zu sein und erfragte den Termin. Dieser sollte Dienstag früh gemacht werden, vorher hätte es kaum Sinn da die Medikamente erstmals anschlagen müssen.

Unsere Oberärztin Fr. Dr. S war leider nicht da, zu Ihr hatte ich einen guten Draht und vollstes Vertrauen. Wir haben uns vorher, seit der Geburt, dazu entschlossen mit den Ärzten neu zu starten ohne unsere Erlebnisse von Freya und Freyr einfliessen zu lassen. Nur so hatte das Sinn, sonst hätten wir kein Vertrauen gehabt und das war jedoch sehr wichtig!

Mehrere Stunden war ich bei den Mäusen, ich lief zwischen den Inkubatoren hin und her.

Auf der einen Seite das Leben und auf der anderen Seite der Tod. Ich stand dazwischen!

Mir ging es hundeelend, mir war schlecht, ich hatte Kopfschmerzen und doch wollte ich bei Ihnen bleiben. Die Schwestern baten mich jedoch dann nach Hause zu gehen und morgen wieder zu kommen. Das tat ich auch. Montag war ich den ganzen Tag bei ihnen, doch eine Veränderung bei Fjell gab es nicht.

Mein Mann war all die Tage nicht mit bei den Mäusen weil es ihm richtig schlecht ging. Er hatte eine Grippe, doch wir waren immer in Kontakt und er wusste immer wie es Fjell geht. Doch er konnte es nicht glauben oder gar verstehen. Es war nicht real für ihn.

Montag abend legte ich meine Sachen zurecht für Dienstag, ich wollte den ganzen Tag bei den Mäusen bleiben. Ich packte mir Wechselsachen ein sowie was zu esssen und zu trinken.

Darunter war ich Tshirt mit meinem geliebten Berg-Motiv, wofür auch der Name Fjell steht. Heute weiss ich, als ich die Sachen packte, ahnte ich bereits..
Dienstag morgen brachte ich unseren mittlersten in die Schule und fuhr zur Klinik.

Ich begrüsste beide Mäuse wie immer, ging von inkubator zu Inkubator und streichtelte beide. Dann setzte ich mich zu Fjell. Immer wieder musste ich aufstehen um mir meine Tränen weg zu wischen und mir ständig die Hände zu waschen. In dieser Zeit wurde das Hände Waschen und Desinfizieren wie zu einer Sucht für mich. Meinen Fjell so zu sehen brach mir das Herz, ich verstand die Welt nicht mehr. Warum schenkt man uns unsere Regenbogen Zwillinge wenn man uns einen wieder nimmt?

Meine Lieblingsschwester hatte Dienst, sie kam zu mir und sagte: “Frau D. wissen sie was? Ich mach Ihnen jetzt den Inkubator hoch, dann können sie Fjell umarmen”!

Das tat ich auch. Ich streichelte ihn, ich küsste ihn..

Eine Stunde später kam eine Fachärztin rein und sagte mir das Sie gern den Scan vom Kopf machen möchte. Ich fragte ob ich dabei sein darf, es wäre für mich sehr wichtig. Für Sie war das kein Problem und ich habe die Untersuchung beobachtet. Auf dem Monitor vor mir sah ich alles klar und deutlich. Sie schallte den vorderen Teil des Kopfes und ich sah blau und rot auf dem Monitor (die Durchblutung), dann ging Sie zum hinteren Teil des Kopfes und schallte erneut. Doch da war so gut wie nichts mehr zu sehen. Ich wusste sofort was dies bedeutet. Meine Welt stand erneut still.

Die Oberärztin kam hinzu und sagte mir das sie gern mit Uns sprechen möchte, ob ich nicht meinen Mann anrufen könne, das er mit dazu käme, es wäre sehr wichtig.

Ich verliess sofort die Staion und rief meinen Mann unter Tränen an, ich sagte nicht viel , sondern nur das er bitte kommen möchte. 1,5h später war er da. Wir gingen gemeinsam zu Fjell, er sah ihn mit eigenen Augen und somit sein Zustand. Ihm war bewusst was los war. Keine 5min später bat man uns in das Ärzte Zimmer. Unsere Lieblingsschwester war mit dabei, das war Unser Wunsch. Ich weiss noch genau das einen Moment absolute Stille war bevor die Oberärztin anfing mit Sprechen. Sie erklärte Uns die Situation wie schlecht es um Fjell stand. Sie erklärte uns auch, das er durch diese Schnelligkeit des Septischen Schocks keinerlei Chance hatte.

Wir haben geweint, bitterlich und auch unsere Lieblingsschwester, doch wir wussten das wir eine Entscheidung treffen müssen. Die Oberärztin gab uns zu verstehen das wir alle Zeit der Welt hätten, wir keinerlei Entscheidungen in diesem Moment treffen müssten. Doch mein Mann und Ich waren uns einig, ohne das wir vorher darüber gesprochen haben. Man fragte uns nach Unseren Wünschen, was wollen wir und was wollen wir auf gar keinen Fall.

Was wir nicht wollten ist Fjell länger leiden zu lassen und “hinzuhalten”, DAS hat er nicht verdient. Wir wollten nicht das er unnütz an Kabeln und Infussionen hängt. Wir wollten das er in Ruhe ohne Schmerzen gehen darf wenn er es möchte. Wir wollten aber auch noch ein wenig Zeit mit ihm gemeinsam, das war uns wichtig.

Mein Mann sagte auch, dass er gern Fjell im Arm haben möchte wenn alle Kabel weg sind.

Ich sagte, dass ich Fjell in meinem Arm halten möchte wenn er die Reise antritt.

Die Oberärztin war mit allem einverstanden. Sie machte uns den Vorschlag nocheinmal an die frische Luft zu gehen um durch zu atmen. Das taten wir auch.

Uns war schlecht, der Kreislauf spielte verrückt und wir schauten uns an und weinten.

Ich verständigte Jana, wir telefonierten kurz und sie sagte mir das Stefan kommen würde wenn wir das wollen. Natürlich war das in Ordnung für uns, Stefan kannten wir bereits, denn er hat unsere Freya damals fotografiert. Für uns wären nur zwei Menschen in Frage gekommen, Jana oder Stefan. Wenn keiner von beiden gekonnt hätte, dann hätten wir verzichtet.

Stefan machte sich auf den Weg zu uns in die Klinik.
Nach 20min an der frischen Luft gingen wir wieder auf Station.
Nun sassen wir dort, mit einem Stuhl zwischen beiden Inkubatoren. Zwischen Leben und Tod. Wir waren im Schock Zustand und haben nur noch funktioniert.

Kurze Zeit drauf kam unser Stefan in den Raum, er begrüsste uns sehr herzlich und wir weinten. Es tat weh, denn eigentlich wollten wir unseren Sternenkindfotograf so nicht erneut treffen. Wir wollten Jana und Stefan unsere Zwillinge vorstellen, gemeinsam, das war unser Traum, ein Traum an dem wir gescheitert sind.

Die Chemie zwischen Stefan uns Uns hat gestimmt, genau wie damals ein Jahr zuvor bei Freya. Wir fühlten uns vertraut und hatten keinerlei Angst oder negative Gefühle.

Stefan fragte uns nach unseren Wünschen, diese waren schnell besprochen.

Die Oberärztin sowie unsere Lieblingsschwester bereitete alles vor. Ich setzte mich auf den Stuhl und bekam mein Kind in den Arm gelegt, Unser Kind, Unseren Fjell.

Dr. R. kam in den Raum, er war der Arzt der Fjell zur Geburt mit empfangen hat und der erste Arzt den mein Mann sah als er zu den Mäusen durfte. Dr. Richter blieb meinem Mann daher in besonderer Erinnerung. Er hatte Dienst und wollte er sich nicht nehmen lassen sich auch von Fjell zu Verabschieden. Er machte eine Faust und legte seine Faust an Fjells Hand und sagte:

"du warst und bist ein Kämpfer, machs gut". Er Streichelte mich und meinem Mann über die Schultern und sagte: "Viel Kraft" und verliess den Raum.

Zu diesem Zeitpunkt war Fjell noch an der Beatmungsmaschiene. Wir hatten noch Zeit, wertvolle Zeit mit ihm. Wir weinten ununterbrochen, wir schauten unser Kind an, streichelte ihn und hielten seine Hand. Ich sprach mit ihm ganz leise und sagte: " Mein Schatz, du hast so sehr gekämft, du hast alles gegeben, wir hatten wundervolle und wunderschöne Momente mir dir, die wir niemals vergessen werden. Du darfst gehen, auch wenn es unheimlich weh tut und du niemals zu ersetzen bist, es ist okay. Sei ein Schutzengel für Ubbe, wir wissen das du auf ihn

aufpassen wirst. Danke das du uns all die schönen Momente gezaubert hast, danke für die Zeit mit dir. Wir lieben dich, unser starker Fuchs".

Unsere Oberärztin richtete den Blick zu Uns und fragte Uns ob wir soweit sind oder ob wir noch Zeit benötigen. Wenn es nach Uns gegangen wäre, hätten wir Fjell niemals ziehen lassen und mit nach Hause genommen. Doch wir wussten das dies nicht geht. Wir gaben unser okay gegenüber der Oberärztin.

Ich sass mit dem Rücken zum Monitor, ich konnte also nicht sehen wann die Werte kein Signal mehr gaben und wann sein Herz aufhörte zu schlagen. Mein Mann jedoch hatte den Monitor im Blick. Wir waren der Annahne das es "schnell" gehen würde, doch wir wurden eines besseren belehrt, denn unser Fuchs war selbst auch hier noch ein starker Kämpfer.

Man zog den Beatungsschlauch... ich habe Fjell fest an mein Herz gedrückt, habe die Augen geschlossen. Ich wollte schreien doch ich konnte nicht, ich war wie gelähmt. Ich hielt mein Sterbendes Kind im Arm und kann nichts tun, warum? Warum wird uns unser Sohn genommen, was haben wir verbrochen?

Alle, bis auf unser Stefan verliessen den Raum. Wir waren allein mit Fjell im Arm, Ubbe daneben und noch zwei andere Kinder im Raum. Wir waren ein sehr intensives "Piep" Zimmer, es war eigentlich immer etwas los, doch an diesem Abend war absolute Ruhe. Kein einziges Piepen.

Ich legte meine Hand auf Fjells Herz um zu merken wann der Moment gekommen ist, doch ich merkte nur meinen eigenen Puls durch meine Hand, also nahm ich sie wieder weg. Meine Hand umschloss seine Hand, wieder machte ich die Augen zu. Schreien wollte ich noch immer, doch es ging nicht.

Irgendwann machte ich die Augen auf und schaute meinen Mann an, er verstand meinen Blick und nickte mit dem Kopf. Urplötzlich und aus dem nichts fing Ubbe an mit piepen. Die Oberärztin schaute sofort nach Ihm. Sie sagte mit leiser Stimme: "sie sind Zwillinge, es gibt Dinge die man nicht erklären kann und das gehört dazu, sie sind immer miteinander verbunden und Ubbe merkt was jetzt passiert".

Ich küsste Fjell und sagte: "machs gut mein Schatz ich liebe dich". Die Oberärztin schaute nach den Herztönen, unsere Lieblingsschwester stand neben uns. Sie nickte und streichelte uns über die Schulter.

Das alles konnte ich nicht glauben, ich fühlte mich wie in einem Albtraum.

Für mich war es jedoch an der Zeit meinem Mann Fjell zu geben, damit auch er Abschied nehmen konnte. Wir wechselten unsere Plätze, er setzte sich auf den Stuhl der zwischen den

beiden Inkubatoren unserer Jungs stande und ich setzte mich an seine Seite.

Die Trauer war meinem Mann deutlich anzusehen, wir weinten gemeinsam. Er hatte Fjell im Arm und hielt ihn ganz fest. Um den beiden ein paar Minuten allein zu gönnen, fing ich an alles vorzubereiten, damit ich Fjell noch Baden sowie anziehen konnte. Das war mir wichtig.

Das erste mal hielt ich Fjell komplett in meinen Händen, ohne Schläuche, ohne Zugänge ohne alles. Er war wunderschön, ein hübscher Junge und hat einige Ähnlichkeit mit Ubbe.

Unser Lieblingsschwester war an unserer Seite, das haben wir uns so gewünscht. Sie hat mit uns Fjell gebadet und nahm sich die Zeit für uns. Immer wieder weinte ich und irgendwann wischte ich meine Tränen schon gar nicht mehr weg, das hatte keinen Sinn da es viel zu viele waren.

Wir haben Fussabdrücke von Fjell gemacht, ich wusste schon da, das ich diese kleinen wundervolen Füsse auf meiner Haut tragen möchte, so wie seine Geschwister Freya & Freyr.

Ganz vorsichtig und behutsam zogen wir Fjell an, er war so süss. Immer wieder beugte ich mich zu ihr, schaute ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Auch wenn Fjell von seiner Krankheit gezeichnet war, war er dennoch perfekt und wunderschön für uns. Wir huschelten ihn in eine Decke ein und gaben Ihm seine geliebte Krake mit auf den Weg. Wir verabschiedeten uns noch einmal, mein Mann umarmte mich ganz fest als wir vor Ihm standen und wir streichelten ihn ein letztes mal gemeinsam.

Wir lieben Ihn und werden ihn niemals vergessen, er hat grosse Spuren hinerlassen mit seinen kleinen Füssen.

Es war an der Zeit zu gehen doch wollten wir dies eigentlich gar nicht. Wir gingen gemeinsam zu Ubbe und weinten. Wir sagten Ubbe: " sei stark, kämpfe wie ein Löwe".

Die Oberärztin versprach uns besondere Aufmerksamkeit Ubbe zu geben, da Zwillinge immer gemeinsam Blödsinn machen würden und der andere nach ziehen würden.

Wir verliesen die Station und setzten uns vor dem Eingang auf die Bank. Es war ein klarer Himmel und die Sterne waren gut zu erkennen. Wir schauten uns nur noch Stumm an. Ich war nicht in der Lage Auto zu fahren, ich musste erst einmal Klar werden irgendwie. Nach einer Stunde war ich bereit Auto zu fahren. Wir fuhren nach Hause und waren keine Zwillingseltern mehr, oder doch? Wir waren voller Trauer um Fjell und voller Angst um unseren Ubbe.

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