Ein Sternenkind ohne Gesicht ? - Der Erfahrungsbericht aus Sicht von Krümels Mama

Ein Sternenkind ohne Gesicht ? - Der Erfahrungsbericht aus Sicht von Krümels Mama


Krümel: Ein Sternenkind ohne Gesicht? - Der Erfahrungsbericht aus Sicht von Krümels Mama

Es war der Dienstag der 16.06.2020. Der Tag an dem die Welt stillstand. Der Tag, an dem wir erfuhren, dass unser geliebtes und heiß ersehntes Kind so schwer krank war, dass ein Leben, selbst ein ÜBERleben kaum möglich war. Die nächsten Tage waren die Hölle, es folgten weitere Untersuchungen, eine Zweitmeinung wurde eingeholt und die Diagnose verfestigt. Und wir beschlossen unser Kind in der kommenden Woche gehen zu lassen, um ihn und auch uns vor schlimmstem Leid zu schützen und den unvermeidlichen Weg selbstbestimmt zu gehen.

Wir recherchierten im Internet zum Verfahren, Ablauf, schauten was wichtig zu wissen war, begegneten zum ersten Mal dem Begriff „Sternenkind“ und fanden auch die Organisation "Dein- Sternenkind.de". Und wir wussten sofort, dass wir das machen wollten. Wir wollten so viele Erinnerungen wie nur möglich schaffen. Also setzte ich einen Notruf ab, in dem ich bereits die ersten Infos, Wünsche und Ideen mitteilte.

Gerade mal 5 Minuten später, erhielt ich den ersten Anruf einer wunderbaren Koordinatorin, die mir die ersten Infos gab und den weiteren Ablauf erklärte. Schon bei ihr fühlte ich mich aufgehoben, gehört und ernst genommen. Sie sagte mir, dass sie den Call für den Raum Gießen abschicken würde und es würde sich dann mein Ansprechpartner melden, der die ganze Zeit für uns zuständig sei.

Auch hier dauerte es nicht lange, ich nähte gerade an einer Decke für Krümel, da klingelte das Handy wieder, und ich hatte Carmen am Telefon, unsere Ansprechpartnerin und auch spätere Fotografin. Auch mit ihr besprach ich unsere Geschichte, berichtete von Krümel, dessen Namen sie wunderbarer Weise sofort wie selbstverständlich in ihren Wortschatz integrierte, und berichtete, was wir uns ungefähr vorstellten. Und nicht nur was wir wollten, sondern genauso was wir nicht wollten. Denn wir hatten große Angst. Krümel hatte schwere Fehlbildungen des Kopfes und des Gesichts. Wir hatten eine 3D-Aufahme gesehen. Und diese beängstigte uns sehr, so dass wir befürchteten von seinem Anblick traumatisiert zu werden. Auch so waren wir schon unsicher, ob und wie viel wir von ihm sehen wollten und wir wussten nicht, wo es für uns zu viel sein würde. Deswegen bot mir Carmen an, dass sie zunächst alleine Bilder von Krümel machen könnte. Und dass sie Bilder mit und ohne Gesicht machen würde, die mit Gesicht würde sie in einen separaten Ordner schieben, dann hätten wir die Wahl sie irgendwann anzuschauen, müssten aber nicht. Das erleichterte mich sehr, denn so war ein guter Kompromiss griffbereit. Und dann sagte Carmen noch einen Satz, um mir die generelle Angst vor meinem toten Kind zu nehmen, den ich für den Rest meines Lebens in meinem Herzen tragen werde: „Du wirst von Liebe erfüllt sein.“ Wie recht sie damit haben würde...

Drei Tage später, mittlerweile war ich in der 21. Schwangerschaftswoche, war es so weit. Um 9:53 Uhr ließen wir unser Kind begleitet von all unserer Liebe in meinem Bauch zu den Sternen fliegen. Nachmittags wurden dann die Wehen mit Cytotec eingeleitet und wir hielten von da ab regelmäßig Kontakt mit Carmen. Am Folgetag hatte ich mittags dann den Blasensprung und knapp zwei Stunden später wurde Krümel geboren. Wir informierten Carmen, die dann auch kurz danach zu uns kam. Wir klärten einige Formalitäten, bevor sie mit dem Versprechen ganz liebevoll zu sein, zu Krümel ging, der in einem anderen Raum auf sie wartete.

Einige Zeit später kam sie dann zu uns und die Hebamme brachte unseren Sohn mit, welcher in die Decke gewickelt war, die ich genäht hatte. Ich schaute Carmen fragend an und sie sagte mir, dass wir keine Angst haben sollten. „Er hat wunderschöne Hände und wunderschöne Füße.“ Und sein Gesicht sei gar nicht schlimm anzuschauen. Er sehe aus, als schlafe er. Das machte uns Mut.

Und da lag er vor uns auf dem Bett. Ein kleines Bündel. Wir schauten erst, dann versuchte ich ihn hochzunehmen, schaffte es aber nicht, wegen des Zugangs in meinem Handrücken. Irgendjemand half mir. Und dann waren da nur noch wir drei. In der Ferne hörte ich gedämpft das Klicken der Kamera, realisierte aber gar nicht, dass da ein Mensch bei uns im Raum war. Da waren nur noch wir, Mama und Papa, die ihr Kind langsam Schritt für Schritt kennenlernten. Und ja, Krümel hatte wirklich wunderschöne perfekte Füße, hübsche Hände mit langen Fingern und winzigen Fingernägeln. Und auch sonst war er für uns einfach perfekt. Nur der Kopf war jetzt noch von einer Kapuze bedeckt. Wir wurden wieder unsicher...

Und da trat Carmen wieder in unsere Wahrnehmung und schlug uns vor, ihn erstmal auf dem Kameradisplay zu sehen, mit etwas Distanz. Und sie zeigte uns erst ein Bild von seinem Hinterkopf, dann das Profil und zuletzt sein Gesicht. Ja, es war sehr anders, als ein „normales“ Gesicht. Aber gar nicht schlimm. Das war eben unser Kind! Und ich wollte ihn nun richtig sehen.

Und so lüfteten wir die Kapuze und da war er. Unser kleiner einzigartiger Sohn, den wir nun von Kopf bis Fuß sahen, auf seine besondere Art wunderschön und friedlich-entspannt, als würde er in unseren Armen schlummern.

Oh Carmen, ich werde niemals in Worte fassen können, welches Geschenk Du uns machtest, als Du uns dabei geholfen hast, unser Wunder in all seiner Pracht zu betrachten und kennenzulernen. Es wäre uns so viel entgangen! Ich danke Dir von ganzem Herzen. Du bist eine tolle sternenkinder fotografin.

Nur wenige Tage nach unserer Rückkehr aus dem Krankenhaus erhielten wir ein Päckchen. Darin fanden wir kleine Erinnerungsstücke, entwickelte Bilder, eine Karte mit liebevollen persönlichen Worten und einen USB-Stick mit unseren wunderschönen Fotos. Auf ihnen sieht man, wie würdevoll und aufmerksam Carmen mit unserem Sohn umgegangen ist. Und auch mit uns. Man sieht eine FAMILIE. Und auf keinem einzigen sternenkinder foto sieht man den Tod, man sieht nur die LIEBE.

Krümel, ein Sternenkind ohne Gesicht? Nein, Krümel hatte ein Gesicht. Er hatte sanft geschlossene Augenlider unter buschigen weißen Augenbrauen, die Andeutung einer winzigen Nase und hinter seiner großen Kiefer-Gaumenspalte sah man seine kleine rosa Zunge.
Danke DSK, dass dieses besondere Gesicht sichtbar gemacht und für alle Zeit festgehalten wurde. Danke für Eure wertvollen Dienste und diese unschätzbaren Erinnerungsstücke. Wir werden unseren sternenkinder fotograf nie vergessen und die sternenkinder fotos von unserem Schatz stets in Ehren halten.

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