25.04.2019 - Ich werde verrückt

25.04.2019 - Ich werde verrückt


Mein Kopf steht nicht still.

Was mache ich denn jetzt mit meinem Leben?

Ich wollte drei Jahre mit Lene zuhause bleiben.

Wieder als Trageberaterin einsteigen, wenn sie lange genug ohne Stillen bleiben könnte.

Oh gott! Ich kann doch jetzt nicht mehr als Trageberaterin arbeiten!

Glückliche Jungeltern mit ihren Babys!

Nein!

Aber das hat mir so Spaß gemacht!

Was dann? Was mache ich denn dann?
Blümchen wird ab September in den Kindergarten gehen. Dann muss ich doch sicher wieder arbeiten!

Aber als was?
Ich mag meinen gelernten Beruf nicht.

Vielleicht im Kindergarten?

Ich kann doch nicht mein Kind in den Kindergarten geben, um andere Kinder zu betreuen.

Soll ich studieren?
Aber wenn wir noch ein Kind wollen?

Ein 450€ Job?

Alles was mir einfällt ist bedienen oder beim Bäcker zu arbeiten.

Das will ich nicht.

Ich will Mama sein.

Alles was mir je Spaß gemacht hat, war Mama sein.

Lene darf nicht tot sein.

Warum ist sie tot?

Warum denn ausgerechnet sie?
Nur 3-4 von 1000 Kindern werden tot geboren. Nicht mal ein halbes Prozent.

Warum ausgerechnet meins?

Ich bin doch so gerne Mama.

Stattdessen soll ich jetzt einen Job machen, den ich nicht will?

Ich bin verzweifelt.

Obwohl ich weiß, dass es nicht der Zeitpunkt ist, diese Fragen zu beantworten, stelle ich sie mir ununterbrochen.

Im Internet steht, dass Frauen zwei Wochen nach dem Kaiserschnitt wieder zu Alltag in der Lage sind.

Also will ich den Haushalt machen.

Ich hänge die Wäsche auf. Laufe mehrmals, weil ich den Wäschekorb nicht tragen kann.

Mache die Küche.
Dann bin ich fix und fertig.

Warum ist das bei mir nicht so, dass ich zwei Wochen nach dem Kaiserschnitt irgendwas machen kann?
Ich habe so schlimme Schmerzen.

Auch meine Schwiegermutter ist ratlos.
Weder aus persönlicher noch aus beruflicher Erfahrung kennt sie solche Schmerzen nach so vielen Tagen nach dem Kaiserschnitt.

Die Hebamme kommt.

Die Wunde sieht super aus.

Von Anfang an sind alle von der Wundheilung begeistert.

Warum tut es dann so schrecklich weh?

Gestern hatten wir den Termin auf dem Friedhof.
Einen Platz für Lene aussuchen.

Der Friedhof ist groß und das Kinderfeld am anderen Ende.

Nach wie vor kann ich nur Tippelschritte machen.
Ich ging vor, während mein Mann den Mitarbeiter aus der Verwaltung holte.
Immer wieder drehe ich mich um, ob sie mich einholen.

Nein.

Vielleicht bin ich ja doch schneller als ich denke?

Als ich auf das Kinderfeld komme, sind sie schon da.

Mit einem Auto gefahren.
Toll.

Blümchen geht mir aus dem Weg.

Sie will nur ihre Oma.

Ich bin beleidigt.

Na ja.

Ich bin auch stolz. Dass sie sich so klug jemandem zuwendet, der Ressourcen hat, sich um sie zu kümmern.

Und ich leide. Ich vermisse sie so sehr.

Wir waren immer zusammen. Über dreieinhalb Jahre.

Und auf einmal bin ich nicht mehr in der Lage, mich um sie zu kümmern.

Ich fühle mich schuldig.

So aus der Bahn geworfen, dass jetzt mein einziges lebendes Kind darunter leiden muss.

Aber leidet sie überhaupt?
Sie scheint glücklich, dass die Oma da ist.

Meine Güte, ich weiß gar nicht mehr was ich denken soll.

Morgen werde ich Lene das letzte Mal sehen.

Ich werde verrückt.

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