Amelie und Levin

Amelie und Levin


Das ist meine Geschichte ❤️
Ich bin 2006 und 2014 Mama von zwei großartigen Jungs geworden. Zwischen beiden lagen viele Fehlgeburten und Behandlung in einer Kinderwunschklinik. Ziemlich zeitig nach der Geburt meines Jüngsten wurde ich erneut schwanger. Der Entbindungstermin war für September 2015 ausgerechnet, leider platzte mit aufgrund einer Infektion bereits in Woche 21 die Fruchtblase, trotz allen Sofortmaßnahmen und ausschließlich Liegen in der Klinik, rutschte mein Baby in den Geburtskanal. Am 04.05.2015 in der 22. Woche kam mein kleiner perfekter Engel Amelie zur Welt. Sie war so unglaublich stark und kämpfte 17 Minuten auf dieser Welt. Es war für mich der größte Schock und die Schlimmste Erfahrung meines Lebens. Von Sternenkinderfotografen habe ich damals nichts gewusst, es war da noch wenig verbreitet, leider.

Ich habe danach wirklich lange gebraucht um ins Leben zurück zu finden. Dann 2016 erlitt ich erneut eine frühe Fehlgeburt. Anfang 2017 entschieden wir es nochmal zu versuchen, mit Hilfe der Klinik. Wir machten eine ICSI. Es klappte. Eins von den zwei eingesetzten Eizellen biss sich fest und unser Regenbogenwunder kündigte sich an. Alles war toll. Die ersten 12 Wochen vergingen wie im Flug, ich ging mehrmals wöchentlich zum Arzt, bekam regelmäßig Abstriche und unterschiedliche Antibiotika damit keine Infektion sich ausbreitet. Wir hatten dann jedenfalls die Nackenfaltemessung, aufgrund eines erhöhten Risikos aufgrund der künstlichen Befruchtung, auch da alles war perfekt. Die Untersuchung machten wir in der Klinik, welche auch den totalen Muttermundverschluss vornehmen sollte. Aufgrund meiner Vorgeschichte war das einfach das Beste. Das Risiko für Komplikationen ist sehr gering und der Arzt, wir, ja eigentlich alle waren zuversichtlich. Zwei mal passiert sowas Schreckliches nicht. Dachten wir. Dachten alle. Ich bekam den OP Termin für Ende Woche 13. Leider setzten vorher nachts Blutungen ein. Wir fuhren direkt in die Klinik. Meine Plazenta sass tief, daher vermutlich die Blutungen. Ich durfte nach Hause, schonte mich und alles schien besser zu werden. Wenige Tage später erneut Blutungen wieder Klinik. Diesmal wurde ich aufgenommen. Der OP Termin wurde verschoben, mit Blutungen war die OP nicht möglich. Die Blutungen kamen und gingen. In Woche 14 operierten die Ärzte dann. Das Legen der PDA ging schief. Nach 5 vergeblichen Stechversuchen bekam ich eine Vollnarkose. Als ich aufwachte bekam ich mitgeteilt, dass alles okay ist. Die OP gut gelaufen. Der Muttermund ist verschlossen, Cerclage sitzt. Dann bekam ich höllische Kopfschmerzen. Bei dem Legen der PDA ist Hirnflüssigkeit ausgetreten. Ich erbrach ständig vor Schmerz, sobald ich aufstand.
Ich lag 10 Tage waagrecht, weder Akupunktur, noch Cola trinken half. Ich musste es aussitzen. Ich hatte zwischenzeitlich auch wieder Blutungen. Aber die Ärzte meinten, das komme von der OP. Verständlich. Kann ja schonmal vorkommen. Ich durfte in Woche 16 nachhause um zwei Tage später erneut mit Krankenwagen und heftigsten Blutungen in die Klinik gebracht zu werden. Gefühlt war es ein ewiges hin und her. Paar Tage zuhause, Klinik, zuhause usw. Für meine Kinder zuhause war es schlimm. Für mich war es schlimm. Die Blutungen wurden stetig schlimmer. Niemand wusste so recht was los war. Woher die mittlerweile sehr schlimmen Blutungen kamen. Sie gingen und kamen dann extrem schlimm wieder. Es lief wie Wasser. So viel Blut und jedes Mal die Panik, was mit dem Baby ist. Sofort ging es jedes Mal in den Kreißsaal, ständig Angst vor einer Plazenta Ablösung. Eine Blutungsursache war nicht eindeutig auszumachen. Die Ärzte spekulierten und vermuteten, dass bei der Muttermund OP ein pulsierendes Gefäß verletzt wurde. Es schauten ständig alle möglichen Ärzte nach mir, nach der Gebärmutter, unserem Kind. Unser kleiner Wurm kämpfte. Die Naht lag auch und alles sah soweit in Ordnung aus.

So verging dann Tag für Tag. Es bildeten sich aber aufgrund der Blutungen Hämatome. Mehrere, eins direkt an der Plazenta. Ich entwickelte Wehen, bekam Schmerzmittel, Bryollum und trank Kräuterblut. Die Blutungen wurden indess trotz liegen immer schlimmer. Ununterbrochen hatte ich schlimmste Sturzblutungen. Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Blut gesehen. Mir ging es physisch wie psychisch einfach nur schlecht. Aber ich wollte kämpfen, kämpfen wie mein Baby in meinem Bauch, welches sich durch scheinbar nichts beeindrucken ließ. Aber mein Blutverlust war so enorm, dass sich meine Werte verschlechterten. Mein hb sank in kritische Bereiche. Ich bekam Bluttfansfusionen. Die Ärzte rieten mir ab da die Schwangerschaft abzubrechen. Mittlerweile war ich in Woche 19. Ich wollte kämpfen. Entgegen dem Rat der Ärzte wollte ich weiter tragen. Die Ärzte machten mir klar, dass ICH der Patient bin und NICHT das Baby, dass sie alles tun werden um mich stabil zu halten und mein Leben nicht zu gefährden. Das Baby stünde an zweiter Stelle.

Ab da war jeder Tag geprägt von Arztgesprächen, in denen ich mich voller Tränen gegen eine Einleitung entschied. Wie sollte ich sowas entscheiden. Mein Baby kämpfte und ich konnte doch nicht aufgeben. Ich war mittlerweile sehr fertig und jeder Tag war die Hölle. 20. Woche, wieder ein Rückschritt. Im Ultraschall sah man, dass ich Fruchtwasser verlor. Durch die starken andauernden Blutungen, bekam ich nichts davon mit. Man sah ausserdem, dass es wohl ein kleiner Junge ist. Ich entschied weiterhin, nicht aufzugeben. Ich bekam nun auch noch drei mal täglich eine Antibiotika Infusion, zwei mal täglich Blutabnahme. Weiterhin Fremdblut. Mir ging es tagtäglich schlechter und ich dachte an meine Kinder zuhause, an mein Ungeborenes, an meinen Engel Amelie. Ich weinte ohne Ende, bekam psychologische Unterstützung. Die Schwestern fieberten mit. Aber tief im Inneren war mir da bereits klar, dass wir diese 4 Wochen bis zur Lebensfähigkeit, nicht erreichen werden. Es war noch eine Ewigkeit. Es war zu gefährlich für mich. Die Situation war schon so angespannt und mit jedem Tag verschlimmerte sich alles. Kein Tag Pause. Zwischen Wehen, Tränen, Schmerzen, Blut, Blut, Blut sass ich und bekam eine Rückenmassage, aufgrund der langen Zeit in der Klinik, dem ewigen Liegen hatte ich Rückenschmerzen. Das allerkleinste Übel von allem. Die Physiotherapeutin fragte, dass wievielte Kind das sei und wann es soweit ist.
Ich weinte. Wir brachen ab. Mir ging es elend.

21. Woche. Ultraschall. Unser kleiner Prinz hatte jetzt garkein Fruchtwasser mehr. Die Hämatome waren mittlerweile jeweils ca 10 cm groß. Plazenta löste sich an der Stelle an der das Hämatome saß bereits ab. Die Wehen waren schlimm, meine Blutwerte wurden stetig kritischer. Die Ärzte berieten sich, sie sprachen viel mit mir. Ich lag im Kreißsaal, war wirklich fertig, hatte keine Kraft mehr. Ich rief den Papa des Kleinen an. Er machte sich sofort auf den Weg. Es war Wochenende. Heute wollten meine beiden Mäuse mich besuchen, stattdessen muss ich über Leben und Tod entscheiden. Genau das sprach ich aus. Weinend. Unter etlichen Tränen. Die Ärzte kamen und sagten mir, ohne die Naht, ohne Cerclage hätte der Körper diese Schwangerschaft längst beendet. Ich wußte das alles schon. Wollte nichts hören davon. Die Hebamme sagte, dass der Kleine im trockenen keine Chance hat. Die Plazenta sich jeden Tag ablösen kann usw. Die Ärzte sprachen von dem Risiko in welchem ich mich befand und das ich mit meinem Leben spiele. Vor allem aber sagten sie, dass es für unser Baby nur herausgezögertes Leid ist. Und auch das ich zuhause zwei Kinder habe, die mich brauchen. Der Papa war mittlerweile bei mir. Er war unendlich traurig und wollte nicht aufgeben. Er sprach mit dem Kinderarzt, welcher in den Kreißsaal kam. Er rief in einigen Kliniken an mit Frühchen Stationen welche eher versorgen. Aber letztendlich war alles niederschmitternd. Das Risiko eines Transports für mich war zu hoch. Die Gefahr zu verbluten, bei einer Plazenta Ablösung im Krankenwagen während des Transports war einfach zu groß, viel zu groß für die Eventualität, dass der Kleine irgendwo einen Hauch von einer Chance hätte. Diese Chance ging einfach gegen Null. Wir entschieden schweren Herzens, die Naht zu öffnen. Obwohl es keine richtige Entscheidung war, fühlte es sich extrem so an. Nach Entscheidung. Falscher Entscheidung. Entscheidung über Leben und Tod. Die Hebamme alarmierte nachdem sie uns informiert und gefragt hatte "Dein Sternenkind"

Es warteten zwei Fotografen die ganze Nacht auf den Einsatz.

Ich hatte Wehen und es tat höllisch weh. Ich wollte eine PDA, abe kurz bevor ich die Liege wechseln wollte, war der Kleine da. Wunderschön. Perfekt. Er sah aus wie Papa. Es war ruhig. Zu ruhig. Er ist eingeschlafen irgendwann unter der Geburt. Die Nabelschnur pochte, er zuckte. Die Ärztin sagte das seien die Nerven. Aber vielleicht hat er uns auch einfach noch eins zwei Sekunden geschenkt. Levin, geboren am 25.09.2017. Nachts um kurz vor 3. Mit den gleichen Daten (bis auf 5 Gramm) wie seine Sternenschwester. Es kam direkt ein sternenkinder fotograf, wie versprochen. Und sie war einfach zauberhaft. Sie nahm meinen kleinen Stern und deckte ihn zu. Brachte ein Mützchen mit, ein Taufkleid, kleine Erinnerungen, Schutzengel usw. Ich war voller Medikamente, aber ich war so dankbar, diesen Moment erlebt zu haben. So viel Liebe und Herzlichkeit. Die sternenkinder fotos sind wunderschön geworden. Drei sternenkinder fotos bekamen wir direkt für die Beerdigung. Die restlichen etwa zwei Wochen später mit Datenträger und einem so lieben Brief, der mir noch heute Tränen in die Augen treibt. Levin wurde im Grab seiner Schwester mitbeerdigt. Es ist für mich bis heute ein kaum zu ertragender Schmerz. Heute bin ich alleine, halte die Erinnerung aufrecht, habe meine beiden Jungs ganz fest an der Hand und vermisse meine beiden Mäuse. Vermutlich wird, unabhängig davon dass ich gerade sowieso alleine bin, kein drittes Kind mehr mein Leben bereichern, das Risiko für Komplikationen ist zu groß. Die Angst vor einem erneuten Verlust frisst einen auf. Und nochmal ein Kind beerdigen, verkrafte ich nicht, aber ich bin unendlich dankbar für alles was ich habe, meine beiden Wunder sind schon so viel mehr als viele andere je haben dürfen. Ich bin davon überzeugt, eines Tages sehen wir unsere Engel wieder. Wir sind so dankbar, dass man uns auf die sternenkinderfotografie aufmerksam gemacht hat!


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