Jörn und ich besprechen die Einzelheiten der Beerdigung über Whatsapp.
Ich möchte, dass Simone sie macht. Sie hat als freie Rednerin schon unsere Hochzeit und Blümchens Babybegrüßung gestaltet.
Ich hatte mir vorgestellt, wie wir mit ihr auch eine Babybegrüßung für Lene machen.
Jetzt eine Babyverabschiedung.
Wie bitter. Wie unendlich bitter.
Er ist einverstanden.
Er stellt sich vor, dass wir eine kleine Zeremonie machen. Nur am Grab, Simone redet und wir spielen Musik.
Das deckt sich genau mit meiner Vorstellung.
Geht man danach nicht üblicherweise Essen?
Das wollen wir beide nicht.
Vielleicht Frühstück bei uns zuhause?
Wer soll überhaupt dabei sein?
Dresscode?
Welche Blumen?
Wer macht Fotos?
Welche Musik?
Ich will gerne ein Lied, das mich durch den Abschied meiner Oma im vergangenen Herbst begleitet hat.
Er will Sound of Silence. Weil er Lene zu Weihnachten eine Spieluhr geschenkt hat mit der Melodie.
Oh gott. Der Vorschlag trifft mich voll ins Mark.
Macht mir nochmal deutlich, wie auch er sich auf Lene gefreut hat und wie übel alles auch für ihn ist.
Dass nicht nur mein Kind gestorben ist, sondern auch seines. Unseres.
Wir entscheiden, dass wir beide Lieder nehmen und auch Blümchen fragen, ob sie auch eins aussuchen will.
Er schreibt noch, dass er überlegt hat, im Bestattungsunternehmen zu fragen, ob Lene in das Tragetuch, das er sich extra für sie gekauft hatte, eingepackt werden kann.
Oh gott. Ich kann nur noch weinen.
So war das nicht gedacht.
So sollte das nicht sein.
Er soll damit die lebende Lene rumtragen.
Nicht sie beerdigen.
Ich kann das nicht aushalten.
Am Mittag kommt er mit Blümchen.
Irgendwoher ist eine fähige Krankenschwester aufgetaucht.
Sie schlägt vor, ein „Bitte nicht stören“- Schild an die Tür zu hängen.
Lene wird gebracht.
Ihr Korb ist offen und mit einem Tuch abgedeckt.
Sie muss jedes Mal durchs halbe Krankenhaus gefahren werden.
Ich will Blümchen nochmal vorbereiten. Darauf wie ihre Schwester aussieht.
Nach dem ersten halben Satz unterbricht sie mich.
„Weiß ich schon! Mach schon endlich!“
Sie kann es nicht erwarten. Sie will ihre Schwester endlich sehen.
Jörn gibt mir Lene in den Arm.
Blümchen will schauen. Sie lehnt halb auf dem Bett und will sie sehen.
Und sieht sie.
Und staunt. Wie sie staunt.
Ihre kleine Schwester.
Ein perfektes Baby.
Der Mund steht ihr offen.
Ich nehme sie in meinen Schoß und halte Lene im Arm.
Blümchen hat nicht die geringsten Berührungsängste.
Streichelt ihre Schwester.
Staunt.
Ist fasziniert.
Stellt Fragen.
Warum ist sie gestorben?
Das wissen wir nicht.
Warum ist sie so kalt?
Wenn man stirbt, funktioniert der Körper nicht mehr. Dann wird er kalt.
Wo sind Lenes Füße?
In der Decke. Die sind eingepackt.
Bin ich trotzdem ihre große Schwester, auch wenn sie gestorben ist?
Ja, natürlich! Das bist du.
Ich habe beide meine Töchter in meinem Arm.
Jörn macht Fotos.
Für zwei Stunden sind wir zu viert.
Es ist so schön.
So so schön.
Wie es sein sollte.
Warum kriegen wir nicht das ganze Leben?
Warum nur zwei Stunden!
Ich will das ganze Leben.
Ich will die Familie.
So wie sie geplant war.
Ich will mein Kind nicht morgen abgeben.
Ich will sie mit nach Hause nehmen.
Lebend.
Ich will, dass die Schwestern miteinander aufwachsen.
Ich will beide ins Leben begleiten.
Lene kann doch nicht einfach gestorben sein!
Ich halte es nicht aus.
Teil 7 von 14
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