Eine Stunde mit Malte

Sonntags war bei uns noch Maifest, ein kleiner Jahrmarkt. Wir entscheiden uns mit dem Großen dort hinzugehen und uns einen tollen Tag zu machen. Wir wollten die "letzte Zeit" zu dritt genießen, denn mit 2 Kindern würde es definitiv anders sein als mit nur einem. Wir fuhren wieder nach Hause und mein Mann meinte, ich bräuchte nichts zu kochen, wir würden uns heute etwas gönnen und Essen bestellen. Ich fand die Idee gut, denn ich hatte wieder ein Ziehen im Bauch, jedoch stärker als die Tage davor. Ich vermutete, es käme vom vielen Laufen und Stehen und weil mein Großer natürlich auch mal bei Mama auf den Arm wollte. Also legte ich mich auf die Couch mit einem wärmenden Kissen, aber irgendwie ging das Ziehen nicht so richtig weg.

Am nächsten Tag hatte ich wieder Kontrolle bei meiner Gyn und nahm mir vor, ihr die Schmerzen vom Wochenende zu schildern.

Es war am Sonntag, der 05. Mai abends. Ich lag im Bett und wartete auf meinen Mann, der noch duschen war. Wie üblich musste ich nochmal Pipi bis mein Mann ins Bett kam. Als ich auf Toilette war und abwischte, dachte ich zuerst ich würde nicht richtig sehen, es war Blut am Papier.

Also machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus.
Der Kreißsaal wusste Bescheid dass ich komme, weil ich davor angerufen hatte.
Dort angekommen ging es für mich direkt in eines der Zimmer um ein CTG zu schreiben. Die Hebamme erzählte mir, dass ich die Einzige sei die da wäre heute Nacht, sie hätte also Zeit für mich, wenn etwas wäre.
Sie ging wieder und wollte 30 Minuten später wieder kommen um das CTG abzumachen. In diesen 30 min schrieb ich mit meiner Mama und redete mit meinem Baby.
Es war bereits kurz nach halb 12 als die Hebamme kam und das CTG ausschaltete. Die Ärztin würde gleich kommen, ich solle kurz warten. Als die Ärztin kam, folgte ein Ultraschall, ich sollte mich hinlegen und den Bauch frei machen. Sie setzte den Schallkopf auf meinen Bauch und schaute sich mein Wunder an. Gespannt starrte ich auf den Bildschirm und warf einen Blick auf das Gesicht der Ärztin. Sie sah konzentriert aus, wieder sah ich mein Baby auf dem Ultraschall an. Es war so ruhig und ich merkte, etwas stimmte nicht. Mein Baby bewegte sich gar nicht. Die Ärztin nahm meine Hand und drückte sanft zu und in dem Moment wusste ich, dass das Schlimmste eingetreten war. Sie sagte mir, dass mein kleines Wunder keinen Herzschlag mehr hatte.
Die Nacht durfte ich nochmal nach Hause musste aber direkt am nächsten Morgen wieder kommen zur Einleitung. Alles lief mechanisch, meine Welt war in sich zusammengefallen. Nach 11 Stunden heftigen Wehen und einiger unpassender Aussagen seitens des Klinikpersonals wurde unser Sohn Malte am 06. Mai 2019 geboren bei 20+0 mit zarten 140g und 21cm.

Wir durften Ihn sehen und festhalten. Mehr ist uns nicht geblieben als dieser kleine Moment. Eine Stunde mit unserem Stern. Wir haben leider keine sternenkinder fotos von einem sternenkinder fotograf machen lassen, da wir uns von der Ärztin beeinflussen ließen.... Sie sagte, er sähe schon zu schlimm und mitgenommen aus das sollte man nicht fotografieren.... 

Heute bereue ich es so sehr, dass wir das Angebot der sternenkind fotografie durch einen sternenkinder fotograf nicht genutzt haben. 

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