Ich bin sternenkinder fotograf. Meine Aufgabe ist es, sternenkinder fotos zu machen. Es ist Heiligabend als der Einsatz kam. Da ich mich schon vor Wochen entschieden habe für eventuelle Einsätze an den Feiertagen zur Verfügung zu stehen, nehme ich an. Gerade zu dieser Zeit ist es doch recht schwierig einen Fotografen zu finden (mein Gedanke). Ich nehme den Kontakt zum Onkel des Sternchens auf - Tarik. Er ist mein „Kontaktmann“ und hält mich auf dem Laufenden. Die Einleitung läuft bereits, aber es tut sich nichts. Am Abend des 25.12. entscheiden die Ärzte, gemeinsam mit den Eltern, dass die Geburt per Kaiserschnitt geschehen wird. Angesetzt ist 10 Uhr. Ich glaube so ziemlich alle Familienmitglieder sind davon ausgegangen, dass der kleine Ayen dann schnell auf die Welt kommt - so auch ich. Auch dachte ich bei meiner Abfahrt zu Hause, dass ich vielleicht 3 vielleicht auch 4 Stunden später wieder zu Hause sein werde - Fehlanzeige, denn es sollte mein wohl längster Einsatz als Sternenkindfotografin im Berliner Raum werden…
Ich fuhr also am heutigen Tag (26.12.) in den Glauben in die Klinik, dass der kleine Mann gegen Mittag seine Reise antreten kann…es passiert nichts. Im Kreissaal steppt mit 9 Geburten der Bär, nur zwei Hebammen und leider nur ein Arzt verfügbar. Die OP wird verschoben - auf wann, das weiß leider niemand.
Als ich ankam waren da die Eltern und zwei Schwestern des kleinen Ayen, Oma und Opa, Tanten und Onkel…ich verlor den Überblick bei so vielen Menschen. Alle unglaublich herzlich. Die Eltern waren von den letzten Tagen sichtlich geschafft und angegriffen, dennoch gefasst.
Man unterhielt sich, es wurde geweint, gelacht…eine an sich recht entspannte Stimmung. Ich denke, dass auch die letzten Tage viel zu dieser „Entspannung“ beigetragen haben.
Immerzu ging die Tür des Zimmers auf, alle verstummten in der Hoffnung nun endlich die Nachricht zu bekommen, dass die Mama in den OP kommt und der Kaiserschnitt nun gemacht werden kann, aber leider war dem nicht so. Die Stationsschwestern hakten des Öfteren im OP nach, um den Stand der Dinge zu erfragen mit eher mäßigem Erfolg.
Die Zeit verflog. Zwischenzeitlich aß man zusammen in der Cafeteria und trank Kaffee, um die Zeit zu überbrücken.
Ich besprach während der ganzen Wartezeit mit den Eltern welche Wünsche sie haben, was ihnen bei den Fotos selbst wichtig ist, damit wir das schon geklärt haben. Gegen 16 Uhr stellte sich die Hebamme des Spätdienstes vor - sehr nett und allein nur für diese Familie zuständig. Sie klärte uns über den Stand auf, erfragte die Wünsche der Eltern. Die Eltern wünschten mich im OP dabei. Ein bisschen Baff war ich da schon - meine erste Sectio. Natürlich sagte ich zu, dabei zu sein. Der Papa sah bei meiner Antwort schon erleichtert aus, dass er nicht allein mit seiner Frau im OP sein muss. Ich glaube ihm schossen tausende Gedanken durch den Kopf.
Da es bei einer laufenden OP zu Komplikationen kam, musste weiter gewartet werden.
Eine Stunde später endlich die Nachricht, dass der Kaiserschnitt zu 18 Uhr angesetzt ist. Erleichterte Blicke bei allen Anwesenden. Man spürte förmlich den Druck bei allein ein wenig fallen, aber Aufregung gepaart mit einem Stück Vorfreude machte sich breit.
Um 17:30 Uhr wurden wird von der Hebamme abgeholt - ab in den Kreissaal. Der Papa und ich zogen uns die Klinikkleidung an, ohne geht’s ja nicht. Der Mama wurde derweil die PDA gelegt. Ich sprach ein paar Minuten der Wartezeit mit den anderen Hebammen, die in ihrer Kanzel saßen.
Nun war es soweit - ab in den Kreissaal. Ich hatte keine Ahnung auf was ich mich da eingelassen habe, aber ich war dennoch ruhig, aber irgendwie auch angespannt. Ich weiß nicht recht, wie ich die Situation beschreiben kann.
Ich saß recht nah bei den Eltern. Die Ärzte gaben nochmals die SSW wieder und alles zur Krankengeschichte und dann die OP. Ich atmete erstmal einfach nur und beobachtete. Ab und zu betätigte ich den Auslöser meiner Kamera. Es brauchte einige Momente bis der kleine Ayen da war. Ein strammer Junge. Als die Ärzte ihn aus dem Bauch hoben und es unendlich still war, abgesehen von den Geräten in einem OP und den Anweisungen, die man einfach nur ausblendet…es fehlte was und das ging glaube ich, nicht nur mir so. Ayen schrie nicht. Irgendwie hat man trotzdem gehofft, dass das Alles nur ein blöder Film war, ein böser Traum…aber es war die Realität.
Die Hebamme wickelte ihn in ein Handtuch und zeigte ihn den Eltern, der Papa übernahm. Beide sahen ihren Sohn an, sie weinten und kurze Zeit später wichen die Tränen und sie freuten sich sehr über ihren wirklich wunderschönen Sohn. Sie fanden Gemeinsamkeiten mit ihm und seinen Geschwistern…
Die Mama bekam ein starkes Schmerzmittel, was sie ein wenig benebelte. Der Papa und ich gingen mit der Hebamme zurück in den Kreissaal, während die Mama zu Ende versorgt wurde. Einige Momente später brach es aus dem Papa heraus. Er weinte. Ein Teil der Familie war sofort zur Stelle, um ihn aufzufangen und auch ich gab all meine Kräfte, um da zu sein.
Kurze Zeit später kam die junge Ärztin aus dem OP - sie weinte bitterlich. Auch sie hat dieser Kaiserschnitt sehr mitgenommen. Der Papa war in guten Händen der Familie, so dass ich zur weinenden Ärztin ging. Ich nahm sie einfach in den Arm, drückte sie und bedankte mich bei ihr für ihre Stärke. Ihre Tränen zeigten mir aber auch deutlich, dass sie ebenso ein Mensch ist wie wir alle. Für Sie, auch wenn sie ein „Profi“ ist, ist diese Situation eher nicht so oft im Alltag vertreten. Meist werden die Sternenkinder eben nicht per Sectio geboren. Diese emotionale Stärke nicht schon während der OP zusammenzubrechen…
Als die Mama ein wenig zu sich gekommen war habe ich gemeinsam mit der Hebamme sternenkinder fotos gemacht. Wir haben Ayen gewogen, gemessen und hübsch angezogen…ein paar Detailaufnahmen, ein paar der Wunschbilder…Die Familie kam nach und nach dazu, auch die Schwestern von Ayen kamen. Sie berührten Ihn ganz sanft, verabschiedeten sich alle von ihm.
Für mich war es nun Zeit zu gehen und die Familie für sich zu lassen. Also packte ich meine Kamera ein und verabschiedete mich…natürlich auch von den Hebammen, die sich nochmals für unsere Arbeit bedankten.
Auf der Fahrt nach Hause fuhren die Gedanken ein bisschen Karussell, der Tag zog an mir vorüber…11 Stunden im Einsatz. Mein wohl längster Einsatz seitdem ich bei DSK bin.
Als ich aus meinem Auto zu Hause aussteige wische ich mir eine Träne weg, nachdem ich eine Nachricht des Onkels (meinem Kontaktmann) erhalten habe. „Ich danke dir so sehr vom Herzen!!! Solche Menschen wie dich braucht die Menschheit! Du bist als Mensch ein Vorbild und ich danke dir wirklich sehr! Danke danke danke“
Als sternenkinder fotograf weiß ich, wie wichtig die sternenkinderfotografie ist.
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