Jana

Jana

Sternchen Jana,

oder warum der Postboote klingelt.

Da fang ich am Besten ganz vorne an. Es ist Dienstag Morgen, Urlaub, die letzten Wochen auf der Arbeit waren Stress. Bin gerade dabei den Garten umzugraben, als der Alarm kommt, ein Sternchen braucht dich. Ich schalte auf Annehmen, gehe noch im Garten mit dem Handy ins Portal, Ingolstadt, gar nicht so weit weg. Der Fotograf soll zu einer bestimmten Uhrzeit da sein, das wird knapp, ist aber machbar. Die anderen brauchen länger oder können erst später. Ich rufe in der Klinik an, die nette Schwester sagt, dass es eilt, da die Eltern noch Bilder vom lebenden Kind wollen.

Ja, ich übernehme den Einsatz und mach mich auf dem Weg. Den Spaten in das Gemüsebeet gerammt, die Gartenschuhe auf dem Weg zum Haus ausgezogen geht es noch unter die Dusche, was Sauberes anziehen. Die Tasche mit der Fotoausrüstung die immer bereit ist auf die Schulter, noch ne Flasche Wasser für unterwegs.
Der Weg vermochte nicht zu enden, immer wieder Traktoren und LKWs, das bremst gewaltig.

Endlich Ingolstadt, nun zum Krankenhaus, die erste Parkmöglichkeit, nein, Feuerwehrzufahrt, die zweite, Zufahrt für Krankenwagen. Die dritte Parkmöglichkeit Besucherparkplatz, schnell noch die Sternchenkarte hinter die Scheibe gelegt, ab ins Krankenhaus.
Ein für meine Verhältnisse großes Krankenhaus, komme halt aus der Provinz. An der Information frage ich, wie ich in den Kreissaal komme, 6. Stock. Durch zwei Stationen durch. Die Zeit im Aufzug vergeht auch nicht.
Endlich oben angekommen, im ersten Stationszimmer gefragt, ja den Gang durch bis zum Ende. Wieder lauf ich los. An der nächsten Anmeldung, ja da bin ich richtig. Eine nette Schwester, die ausnahmsweise nicht Oberbayrisch spricht, begrüßt mich. Ich stelle mich vor und warum ich hier bin. Die zuständige Hebamme kommt gleich, sagt sie.

Ich atme kurz durch, setz mich in den Wartebereich. Die Schnappverschlüsse und Reißverschlüsse der Tasche gehen auf. Die erste Kamera kommt heraus, neue Speicherkarten, und das Makroobjektiv, die zweite Kamera, ebenfalls mit frischen Speicherkarten und Objektiv wird einsatzbereit gemacht.
Es kommen immer wieder werdende Mütter, die kurz vor der Entbindung stehen, an. Freuen sich, dass ein Fotograf da ist, doch den genauen Grund warum ich hier sitze wissen sie nicht. Das sollen Sie auch nicht.
Die Hebamme kommt auf mich zu, ein leichter oberbayrischer Dialekt, den man als Mittelfranke aber noch versteht. Es dauert noch, das Kind ist noch nicht geboren, hat aber nicht lange zum leben, durchatmen und warten.

Nach einiger Zeit kommt die Hebamme wieder auf mich zu, die kleine Jana ist geboren. Es geht zu dem Zimmer, wo der Vater mit der Kleinen ist. Das kleine Mädchen hängt an Schläuchen und Überwachungsgeräten. Der Vater weint, ich kann ihn sehr gut verstehen.

Die Tasche wandert unter einen Stuhl. Er weiß, warum ich hier bin. Eine Schwester ist auch noch dabei. Erst ein Video, ich habe Glück, es funktioniert. Es kommen nun die Fotos. Ich erschrecke, die Tür geht auf. Zwei Schwestern schieben die Mutter im Bett in das Zimmer, müssen rangieren, weil der Platz nicht langt. Auch die Mutter weint. Sie sieht ihre kleine Tochter, weint noch mehr. Sie möchte ihre Tochter auf den Arm nehmen, die Schwester hilft ihr dabei, von dem kleinen Kopf sieht man fast nichts vor Beatmungsmaske und Schläuchen.

Zärtlich streicht sie der kleinen Jana über den Kopf, die leicht die Augen öffnet, und einmal schreit. Eine andere Tür geht auf, Freunde der Eltern betreten den Raum. Die Mutter fragt wo die andere Tochter ist. Bei den Großeltern. Es kommen noch weitere Bilder und Videos, immer kleine Kurzsequenzen wie Jana die Augen öffnet oder die Hand bewegt. Ich ziehe mich zurück, schau zu, wie das Baby liebevoll gestreichelt wird. Der Vater verlässt den Raum. Nach kurzer Zeit kommt die Großmutter mit der anderen Tochter, die selbst noch sehr kleinist, begreift gar nicht, was hier passiert. Sie streichelt ihre kleine Schwester. Die Freunde der Eltern und ich verlassen den Raum. Ich frage die Freunde der Eltern nach der Adresse, damit ich die Bilder zukommen lassen kann. Es stellt sich heraus, er ist gleichzeitig der Pastor der Gemeinde. Sie kannten uns, die Sternenkinderfotografen gar nicht. Habe dem Pastor erklärt, dass uns das Krankenhaus alarmiert hat, deswegen bin ich da. Er ist ein sehr offener Mensch, wir reden viel. Die Eltern wussten, dass ihre kleine Jana nicht lange zu leben hat.

Er würde sich das Fotografieren gar nicht zutrauen in dieser Situation. Das ist mein Dienst an der Gesellschaft, Helden des Alltags ohne Ruhm, ohne Uniform, und meistens mit Stillschweigen. Ich erfahre viel über die Lebensweise der Eltern, auch, dass sie sehr christlich sind. Die Kirche steht voll hinter ihnen, wird sich um sie kümmern wird mir zugesichert. Nun geht es auf dem Heimweg. Im Gang treff ich noch den Arzt. Auch er, sehr offen, freundlich, wir reden auch über Jana. Sie können nicht viel machen. Ein paar Stunden wird sie leben.

Bei der Durchsicht der Bilder rufe ich nochmal den Pastor an, er hat einen sehr schönen Bibelspruch aus der Offenbarung, den ich in ein Bild mit einfüge. Bei der Bildübergabe war es mir wichtig, dass der Pastor dabei ist, damit die Eltern jemanden haben. Die Gemeinde hat sich rührend um die Eltern gekümmert, fast alle Lasten wurden den Eltern abgenommen.

Nun fragt man sich, warum der Bericht nicht nach den Bildern endet, oder einen zweiten Titel hat. Nach einiger Zeit, die die Eltern zum Verarbeiten brauchen und brauchten klingelt der Postbote mit einem Päckchen. Darin eine Karte und Schokolade. Sie sagten auf diese Weise Danke.
Mir kamen die Tränen, als ich die Karte gelesen und die Zeilen hier geschrieben habe.



Dieses kleine Danke ist der Grund warum wir als Fotografen immer auf Abruf stehen, um für die Sternchen und die Eltern da zu sein. Deswegen diese Zeilen.

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