Zwei mal pro Woche komme ich hocherfreut in den Kreißsaal meiner Vertragsklinik um alle neue Babys zu begrüßen und ihrer ersten Momente festzuhalten. Der Kreißsaal mal wieder voll belegt und mindestens 4 Kinder wurden noch erwartet. Doch heute sollte meine Freude nicht lange anhalten. Eine Hebamme kam traurig auf mich zu und bat mich kurz mit ihr zu kommen. Das tut sie sonst nicht und ich ahnte schon was gleich passiert. Sie erwartete gerade ein Sternenkind und fragte mich, ob ich denn den Einsatz übernehmen würde. Ich bat sie, dass sie dennoch einen Alarm über die Homepage von Dein-Sternenkind auslöst, damit alles seinen richtigen Weg geht.
Ich erfuhr von einer Familie, die bereits zwei Kinder hatte und nun völlig unerwartet von ihrer dritten Schwangerschaft überrascht wurde. Leider war das Kind bereits im Mutterleid verstorben und man konnte nicht sagen wie lange das so war. Ich hatte einige Stunden Zeit, mich an die Situation zu gewöhnen und hatte ihr bereits meine Unterstützung zugesagt. Als die Einleitung keinen Erfolg brachte, wurde aus ärztlicher Sicht die Entscheidung zum Kaiserschnitt gefällt, da auch bereits die zwei vorherigen Schwangerschaften per Kaiserschnitt durchgeführt wurden.
Ich richtete in der Zwischenzeit das Zimmer zum Fotografieren her und konnte mich bereits mit dem Papa unterhalten. Er erzählte davon, dass sie von der Schwangerschaft erst vor Kurzem erfuhren und beim ersten Termin auch alles gut gewesen sei. Die Vorfreude hielt leider nicht lange an, die Geschwister wüssten noch gar nichts und wie er es ihnen wohl erklären soll.
Ja wie erklärt man Geschwistern, dass ihr Bruder leider nicht bei ihnen bleiben konnte, dass er schon wieder gehen musste bevor sie davon erfuhren, dass es ihn gibt. Ich kämpfte etwas, die Tränen zurückzuhalten und die richtigen Worte zu finden. Dank einer Kollegin hier aus dem Kreis hatte ich ein wunderschönes Sternenset aus Hose, Wickelshirt, Mütze und Einschlagdecke parat, als in dem Moment die Hebamme mit dem Baby, ein kleiner Junge, zu uns kam. Wir sprachen kurz mit dem Papa ob er uns gern helfen möchte, den kleinen Linus zu waschen und anzuziehen, was er jedoch in dem Moment ablehnte. Wir respektierten seine Entscheidung und gaben ihm die nötige Ruhe, baten ihn aber, zu uns zu kommen wenn ihm danach ist.
Die Hebamme und ich betrachteten den kleinen Mann und mir fiel nur ein wie süß er ist. Friedlich lag er da, hatte eine kleine Stupsnase und so wundervolle lange Fingerchen. Da er schon einige Tage verstorben sein musste, löste sich auch bereits seine Haut ab. Ich war froh darüber, dass sie im Gesicht bis auf eine kleine Stelle noch intakt war.
Die Hebamme konnte Gemeinsamkeiten zu den Geschwistern erkennen, da sie diese auch auf die Welt geholt hat und sie im Laufe der Zeit im gemeinsamen Kindergarten verfolgen konnte. Ihr liefen kurz die Tränen und wir hielten einen Moment inne.
Gemeinsam wuschen wir den kleinen Mann und kleideten ihn ein. Er lag so friedlich in seinem Körbchen, man konnte denken gleich macht er die Augen auf und lächelt uns an. Natürlich war uns bewusst, das dies nicht geschehen wird. Fertig, um ihn zu seinen Eltern zu bringen, fragten wir erst noch einmal ob es in Ordnung wäre ihn zu bringen, denn die Eltern wussten noch nicht, ob sie dabei sein wollten. Der Vater fasste sich ein Herz und machte den Anfang, seine Frau noch von der Narkose beeinträchtigt, bat uns, ihr noch Zeit zu geben. Die sollte sie auch haben. Wir brachten Linus zum Papa und zögerlich schaute er ihn sich erst von Weitem an, ging näher, bat mich aber, ihn erst mal alleine zu fotografieren. Das tat ich, ich zeigte ihm, wie ich ihn berühre und in leichte Posen legte. Seine Details einfing und erzählte von den Besonderheiten seines Sohnes. Auch er bemerkte die Ähnlichkeiten zu den Geschwistern. Traurig, aber gefasst willigte er nun doch noch ein, ein paar Fotos mit Linus zu machen. Erst die Hände angelegt, dann zaghaft die Finger streichelnd, gab ich ihm einige Minuten um mit ihm Kontakt zu haben. Ich merkte, das Eis war gebrochen und fragte noch einmal nach ob er sich vorstellen kann seinen Sohn in den Arm zu nehmen. Jetzt war er bereit Abschied zu nehmen. Auch hier gab ich ihm wieder Zeit, Zeit Linus anzuschauen, zu streicheln und mir weiter aus seinem Leben zu erzählen. Ich erfuhr, das er LKW Fahrer ist, die ganze Woche durch Deutschland fährt und nur am Wochenende zu Hause sein kann. Immer wieder konnte ich ein paar Aufnahmen von den Beiden machen. Zwischenzeitlich fragte die Hebamme nochmals bei der Mama nach, erzählte ihr von Linus und Papa, worauf auch sie bereit war ihren Sohn zu sehen.
Auch hier die Angst ihn zu nehmen und zu berühren, aber der Papa brach das Eis. Er setzte sich ans Bett seiner Frau und hatte Linus im Arm, die Mama schaute erst zögerlich. Auch sie erwähnte sofort die Gemeinsamkeiten, zögerlich fragte sie, ob er kalt sei und sie Angst hätte ihn zu berühren. Ich streichelte Linus über seine Hände und erzählte ihr, das er sich wie ein Baby anfühlt und sie ihn ruhig berühren dürfte. Zögerlich tat sie es und fasste sich kurz darauf ein Herz. Mit den Worten "ich muss stark sein" verlangte sie nach Linus, um ihn zu halten. Ich war froh. So konnten wir einige Momente zu dritt einfangen und die kleine Familie für die Ewigkeit festhalten.
Wiedereinmal sah ich, wie schwer es Eltern erst fällt zu ihrem Sternchen Kontakt aufzunehmen und wie dankbar sie dann sind, dass man nicht aufgeben hat ihnen Mut zu machen. Ich finde es so wichtig, diesen Moment des Abschiednehmens zu haben, ist es doch lange noch so unwahr.
Lieber Linus, ich bin so froh zu dem Kreis der Menschen zu gehören, die dich kennenlernen durften. Ruhe in Frieden und wache über deine Familie. Schick deinen Eltern einen Gruß voller Blätterrauschen, wenn du bei Ihnen und deinen Geschwistern vorbeigeschaut hast.
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