„Wir versuchen es jetzt nochmal an dem anderen Gerät, aber wenn ich da keine Herztöne finde, müssen wir den Rettungswagen rufen.“
6 Stunden zuvor war ich mit leichten Wehen an einem sonnigen Sonntagmorgen wach
geworden.
Wir waren 2 Tage über dem Termin, ich freute mich, dass es „endlich“ los ging. Vielleicht ja
ein Sonntagskind?
Nachdem wir die Wehen anfangs in der Wanne und später beim Spaziergang willkommen
geheißen hatten, hatte ich gegen 12 Uhr das Bedürfnis ins Geburtshaus zu fahren.
Ich war entspannt und freute mich auf die Geburt - bald meine zweite Tochter im Arm zu
halten.
Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass dieses Mal das einzige Mal sein würde, dass ich sie im Arm habe. Auf der Fahrt überlegte ich noch mit meiner Mama, die mich begleitete, wie lange es wohl dauern würde, bis die Maus da wäre.
Doch als wir im Geburtshaus ein CTG schreiben wollten, fand die Hebamme keine
Herztöne. Nicht am ersten, nicht am zweiten und auch nicht im Liegen am dritten Gerät.
Als meine Hebamme mich dann fragte, wann ich die Maus das letzte Mal gespürt hatte,
wusste ich es endgültig.
Ja, sie war seit gestern recht ruhig gewesen, aber war sie auffällig ruhig? Ich dachte, sie
schläft für die anstrengende Geburt vor.
Zu dem Zeitpunkt war der Rettungswagen schon auf dem Weg zu uns.
Im Klinikum wurde zuerst erfolglos ein weiteres CTG versucht und danach kam ein Arzt mit einem Ultraschallgerät.
Er schallte einige Zeit mit ausdrucksloser Miene und telefonierte dann. Immer wieder
sagte er: „Frau kommt aus Geburtshaus, keine Herztöne“.
Dieser Satz wird mich noch lange verfolgen.
Es kam eine Ärztin, die ebenfalls über meinen Bauch schallte. Sie war es auch, die schließlich die grausame Gewissheit aussprach. Ich kann mich heute nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, ich habe da schon lange nicht mehr klar denken können.
Wir bekamen ein Zimmer und es wurde dann entschieden zu warten, ob die Wehen von selbst wieder kämen. Danach waren wir erstmal allein. Meine Mama, mein Mann, der inzwischen dazugerufen worden war, und ich, allein mit tausend Fragen und unserer nicht greifbaren Trauer.
Ich weiß nicht wieso, aber schon etwa eine Stunde nach der Diagnose informierte ich
„Dein Sternenkind“.
Schon zu diesem Zeitpunkt war mir klar, wie wichtig es sein würde Erinnerungen zu
haben. Wenige Minuten nach Absetzen des Alarms klingelte mein Handy. Eine Fotografin von
Dein Sternenkind war dran.
Sie kam aus der Stadt, wir vereinbarten bis zur Geburt in Kontakt zu bleiben.
23.15 Uhr war es so weit. Lotta wurde geboren. Ein Sonntagskind. Ein wunderschöner, bleicher Engel. Keine Regung, kein Schrei.
Selbst die Hebamme weinte ein paar stille Tränen, als sie Lotta in ein Tuch wickelte und mir in den Arm gab.
Ihre perfekten Finger, ihre Stupsnase... sie sah aus wie ihre große Schwester. Wir haben sie lange einfach nur angesehen und bewundert.
Lotta wurde gewogen, gemessen und angezogen. 4020g und 54cm, bei einem KU von 37cm waren ihre Maße.
Danach war unsere Fotografin schon da, obwohl es mitten in der Nacht war.
Sie war unglaublich einfühlsam und zart.
Erst sprach sie mit uns und widmete sich dann ganz meiner Tochter.
In der halben Stunde, die sie da war, sind wunderschöne Bilder entstanden. Die Bilder, die
ich ein Leben lang von meiner Tochter behalten werde. Fast die einzigen, die es gibt.
Die Fotos habe ich fertig entwickelt schon nach ein paar Tagen in einer schönen schlichten Mappe bekommen und wir konnten sie so zur Beerdigung, nur 6 Tage nach Lottas Geburt, unserer Familie zeigen.
Der Kontakt zu unserer Fotografin ist noch heute, über ein halbes Jahr danach, sehr gut. Sie hat einen wichtigen Teil der Trauerarbeit übernommen und uns so sehr geholfen.
Ich bin ewig dankbar, dass es „Dein Sternenkind“ gibt und sich jemand für uns Zeit genommen hat.
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