In der Nacht von Freitag auf Samstag kam die kleine M. in der 31. SSW zur Welt.
2 Tage zuvor hatten die Eltern erfahren, dass ihr Herzchen (einfach so) aufgehört hatte, zu schlagen. Kai hatte mit dem Papa telefoniert, nachdem die Fotografen-Anforderung per Formular hereinkam und schrieb im Aufruf, dass der Papa etwas verlegen war, weil seine Tochter ja schon tot sei. Anscheinend war er in der Ausnahmesituation, in der sich Sternenkind-Eltern befinden, wenn sie gerade den Befund erhalten haben, nicht so wirklich informiert was oder wer wir von 'Dein-Sternenkind' sind - dass wir nämlich fast ausschließlich bereits verstorbene Babys fotografieren. Auch als ich dann mit ihm telefonisch Kontakt aufgenommen habe, hat er herumgedruckst und sich entschuldigt... seine Tochter sei aber leider schon tot.... Er schien völlig verunsichert, diesen Fakt einem Fotografen zuzumuten, darum zu bitten, sein totes Kind zu fotografieren. Behutsam habe ich (wie Kai zuvor sicherlich auch) versucht, ihm diese Unsicherheit zu nehmen.
Samstagmorgen wurde ich vom Klingeln meines Handys geweckt - es war der Papa. Seine kleine M. wurde um 4 Uhr in der Nacht geboren. Es sei alles so schwer für sie (die Eltern) und sie bräuchten heute noch Zeit...ob ich bitte erst am nächsten Tag kommen könnte. Natürlich konnte ich. Sonntag zwischen 12 und 13 Uhr sollte ich kommen.
Den ganzen Samstag hingen meine Gedanken sehr bei den Eltern... die Stimme des Papas, seine bedächtige, leise Art zu sprechen, waren für mich Zeugnis seiner tiefen tiefen Trauer. Schockzustand. Ohnmacht, 'Fremdgesteuert'... oder einfach nur funktionierend ohne zu realisiseren, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken kann. Jedenfalls wusste ich genau, in welchem Zustand er sich gerade befand und der Mama ging es vermutlich nicht anders. Ich setzte mich dann hin und habe etwas gebastelt, was ich den Beiden mitbringen wollte (Bild ist unten angehängt)
Am Sonntag dann auf dem Weg nach H. - mein Mann hat mich wieder als Zuhörer begleitet - empfand ich es als ganz seltsam. Ich musste mich richtig bemühen, in die Situation hineinzukommen. Musste mir bewusst machen, dass ich gleich auf Eltern treffen werde, die gerade den größten Schatz - ihr Kind - verloren haben. Das war sowas von merkwürdig und ich hatte deswegen auch ein schlechtes Gewissen. Gerade am Parkplatz angekommen, bimmelte mein Handy, es war der Papa, der mir sagen wollte, dass ich direkt zum Kreißsaal gehen sollte, dort würde man mir dann weiteres sagen. Peng ! Das gewohnte Gefühl (das ich während der Autofahrt vermisst hatte) war mit einem Schlag präsent und ich war irgendwie dankbar, dass jetzt mein Herz pochte. So war ich es von vorherigen Einsätzen gewohnt. Damit konnte ich umgehen. Jetzt fühlte es sich richtig an.
Mit pochendem Herzen ging ich also zum Kreißsaal und da sagte man mir, dass ich 'zu früh' bin, sie müssen die Kleine erst noch anziehen. Auf meine Frage hin, ob die Eltern denn auch gleich dazu kommen, wusste die Schwester keine Antwort und mir wurde bewusst, dass ich selbst das eigentlich aus den Gesprächen mit dem Papa heraus, einfach angenommen hatte. Explizit besprochen hatten wir es nicht. Also fuhr ich mit dem Aufzug auf Station, um erst einmal mit den Eltern zu sprechen. Als ich die Zimmertür öffnete, saß der Papa in einem Rollstuhl, die Mama war gerade dabei sich umzuziehen und beide schauten mich erstaunt an. Vielleicht hatten sie gar nicht damit gerechnet, dass wir aufeinander treffen? Nachdem ich mich vorgestellt hatte, habe ich gefragt, ob sie beim Fotografieren dabei sein möchten. Nein... lieber nicht - war von Beiden die Antwort. Der Papa schob leise als Begründung hinterher, dass er gar nicht wüsste, wie er da gucken soll... er könne doch nicht lachen.....
Wie verunsichert die beiden doch waren... ich habe mich auf einen Stuhl gesetzt und ein Weilchen mit ihnen geredet. Habe ihnen abschließend gesagt, dass ich dann wieder hinunter fahre, und sie einfach nochmal in sich hineinhorchen können, ob sie dazu kommen möchten oder nicht.
Die kleine M. war inzwischen angezogen und eine Schwester zeigte mir das kleine Mädchen und hielt mich an, die Kleine für die Fotos bitte nicht zu bewegen und auf keinen Fall das Mützchen abzuziehen. Sie hätte während des Anziehens schon geblutet. Dann fuhr das Bettchen, in dem M. lag, in den 'Raum der Stille' wo wir dann in Ruhe die Fotos machen konnten. Ein schöner, heller Raum mit einer großen Fensterfront. Die Schwester ließ uns allein... ich deckte M. auf und begrüßte sie still... so ein wunderhübsches Engelchen.... in einem Kleidchen mit pinkfarbenem Blumenmuster und einer großen rosa Schleife. In Bauchhöhe war in Pink 'Prinzess' gestickt. Ja, sie war wirklich eine kleine Prinzessin... Augen Nase, und Mund, etwas blutverschmiert, aber das würde ich später bei der Bildbearbeitung gut wegbekommen. An einer Hand fehlte ein recht großer Hautfetzen, an einem Beinchen hatte sie eine recht große 'Wasserblase', ansonsten war sie einfach perfekt und wunderwunderhübsch anzusehen. Auf dem gehäkelten Mützchen trug sie ein Stirnband mit einer großen Blume... herzallerliebst.... Wären die Blutspuren nicht gewesen, hätte man denken können, die kleine Prinzessin schläft und wäre gerade für ihren ersten Besuch bei der Oma zurechtgemacht....
Mit einem dicken Kloß im Hals, begann ich, die Geschenke die wir für die kleine Maus mitgebracht hatten (die gebastelte Papierdraht-Familie und ein personalisiertes Lichtbeutelchen, das mein Mann genäht und bestickt hatte), in ihrem Bettchen zu platzieren und meine Fotos zu machen. Eine Schwester informierte mich, nachdem ich meine Bilder gemacht hatte, dass die Eltern noch mit den Omas und Tante und Onkel kommen werden. Also haben mein Mann und ich ca. 1 Stunde auf die kleine Prinzessin im Raum der Stille aufgepasst, bis die Familie dazu kam (und mein Mann sich nach draußen zurückzog - solche Emotionen gehen ihm zu nahe, da möchte/kann er nicht dabei sein)
Die hübsche kleine M. wurde bestaunt und bewundert und aus sechs Augenpaaren flossen viele dicke Tränen. Tränen der Trauer und Tränen der Rührung und Dankbarkeit darüber, wie schön und atmosphärisch die Kleine hier gebettet war.
Im Zimmer auf der Station hatte ich neben der Trauer auch ganz massiv eine Leere gespürt, und hier war nun überdeutlich die Liebe zu spüren...nichts als wahrhaftige Liebe.
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