Ein Fest zu Ehren für Felix

Ein Fest zu Ehren für Felix

Mein sechster Einsatz.

Ich war eigentlich nur Backup, aber die Einleitung zog sich schon seit 14 Tagen mit etlichen Komplikationen hin. Claudia stand im regen Kontakt mit der Mama und ausgerechnet an diesem Tag musste Claudia arbeiten. Ich hatte übernommen.
Felix sollte, wenn möglich, lebend fotografiert werden, die Chance bestand. Als dann der Anruf der Hebamme kam, ich solle mich auf den Weg machen, bin ich sofort los, es ging um Minuten. Ich brauchte tatsächlich auch nur die Hälfte der angegebenen Zeit, es war wegen der WM alles frei, aber ich kam trotzdem zu spät. Die Hebamme sagte, es sei plötzlich alles sehr schnell gegangen. Wir stürmten ins Zimmer, bevor sie sie öffnete konnte ich noch kurz fragen, ob Felix noch lebt, sie schüttelte nur den Kopf und schon waren wir drin.

Die Situation, die ich vorfand: ein Knäuel an Menschen um das Bett der Mama. Felix konnte ich noch nicht entdecken. Alle drängten sich um die Mama, es war ein Geknutsche und Geknuddel und viele Tränen flossen. Ich entschied mich spontan, nur kurz von Weitem „Hallo ich bin Anja von Dein Sternenkind“ zu sagen und direkt los zu fotografieren. Ich weiß auch nicht, aber ich wollte die innige Situation um das Bett herum nicht mit meiner Präsenz auflösen, außerdem wusste ich, das sind wichtige Bilder.

Im Zentrum des Gewusel lag der kleine Felix auf Mamas Brust. Nach und nach fand ich heraus, das waren Mama und Papa und die kleine Tochter Nala (7) und zwei Frauen, von denen ich erst dachte, es seien Schwestern des Papas, aber später heraus fand, es waren Freundinnen der Mama, die sich in den letzten zwei Wochen um Nala gekümmert haben. Dazu noch eine Krankenschwester...

Die Familie hatte eine Wahnsinns Odyssee hinter sich. Sie kommen aus Mecklenburg und ihr eigentliches Krankenhaus war in Schwerin. Dort hat man sie aber nicht weiter behandeln wollen und können, als in der 13. SSW herauskam, dass der kleine Felix an Skelettdysplasie leidet. Das bedeutet Fehlbildungen des Körpers, insbesondere Arme und Beine, aber auch am Kopf. Im Prinzip Kleinwüchsigkeit. Ob Felix trotzdem eine Überlebenschance gehabt hätte, weiß ich nicht, da ich ja im Vorfeld mit der Mama nicht gesprochen hatte und hier war nicht die Situation zu fragen. Ich wusste nur, dass die Schädelnähte verwachsen und der Kopf sehr groß war, so dass eine natürliche Geburt in der 40. SSW nicht möglich gewesen wäre. Deshalb haben sie sich für eine Einleitung in der 30. SSW entschieden, die Mama wollte keinesfalls einen Kaiserschnitt. Auf alle Fälle wurde vor zwei Wochen eingeleitet und es gab Komplikationen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ging das Medikament ins umliegende Gewebe und niemand hat es bemerkt, der Mama hat niemand geglaubt. Dadurch zog sich das alles so lange hin. Die Familie war derzeit in einem Hotel untergebracht. Der Papa pendeltezwischen Wohnort und Klinik und Hotel, Nala wurde von den Freundinnen betreut. Alles in allem nicht so optimal und die Familie war entsprechend fertig. Die Geburt an sich ist dann ziemlich schnell gegangen.

Ich merkte der Mama vor allem an, dass sie nun in erster Linie froh war, dass das vorbei war. Felix wurde wie ein normales Neugeborenes behandelt, sogar wie ein ganz besonderes Baby. Das fand ich sehr schön, seine Behinderungen wurden ganz genau betrachtet, aber unter dem Aspekt etwas ganz Besonderes zu sein. Zwischendurch küsste sich die Familie immer wieder ab.

Dann gab es Geschenke. Die Mama hatte ganz viele Geschenke dabei. Erst bekam Felix ein Kissen, in dass Briefe an ihn eingenäht waren, Armbändchen mit seinem Namen, eine selbstgenähte Decke zum Kuscheln und und und. Dann bekam Nala Geschenke, weil sie die große Schwester geworden war, der Papa weil er Papa geworden, war die Schwestern weil sie so nett waren... Sogar ich bekam eine Schachtel Pralinen. Die haben wir sofort alle zusammen gegessen. Ich war sehr froh, dass ich Nala das Buch von Stefan schenken konnte. Es war zwei Tage vorher angekommen. So konnte ich auch ein Geschenk machen. Danke noch mal an Stefan.

Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren und die Mama genäht worden war, kam die Schwester und hat mit Nalas und Papas Hilfe den kleinen Felix gebadet, gewogen, gemessen und angezogen. Die Mama hatte eine Art Body für seine Größe genäht und ein Mützchen, das passte aber leider nicht, der Kopf war zu groß. Zum Glück habe immer ein paar selbst gestrickte Mützen dabei. Eine davon passte. Es war der Familie unglaublich wichtig, dass er komplett angezogen war für seine letzte Reise. Nala und ihr Papa machten auch noch viele Fuß- und Handabdrücke. Später will Nala aus dem ganzen Abdrücken Geschenke und Bilder basteln.

Insgesamt hat die Familie bestimmt 1 h mit diesem Verabschiedungsritual verbracht. Es war unglaublich liebevoll. Einmal musste ich dann doch mit den Tränen kämpfen, als Nala die Schwester fragte, ob es nicht doch sein könnte, dass Felix noch aufwachen würde. So fertig angezogen sah er wirklich aus, als schliefe er. Am Ende wurde er der Mama wieder auf die Brust gelegt und wieder versammelte sich alles um die beiden.

Man merkte, die Mama war erschöpft, es war Zeit, zu gehen. Insgesamt war es eine unglaublich schöne Atmosphäre.
Es war ein Fest zu Ehren von Felix.

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