Tyler

Tyler


Auch ich bin jetzt bereit meine Geschichte zu erzählen. Ich möchte es, weil ich denke, dass ich so besser verarbeiten kann.

Alles fing an, Ende September, meine Periode kam die ganze Zeit nicht, da machte ich mir Sorgen, aber dachte nicht gleich an Schwangerschaft, nachdem aber der SSW Test nach nicht mal 2 Sekunden positiv war, bekam ich so Herzrasen und dachte ich fall gleich um.

Ich fing so bitterlich an zu weinen... warum?
Weil ich 21 Jahre bin, im 3 Ausbildungsjahr, kein festes Einkommen.
Für mich ist die Welt in diesem Moment zusammen gebrochen. Ich mache in einem

halben Jahr meine Abschlussprüfung und dann das... Die Freude war nicht sehr groß.. es war ungeplant.

Nun ja nach dem 2. SSW Test bin ich dann ein paar Tage später zum FA, der mir dann sagte „ Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger! 7. SSW das Herz ist auch schon super zu erkennen“

Ich habe keine Luft mehr bekommen, als ich dieses kleine Herz gesehen habe, ich hatte auf einmal so viele Gedanken in meinem Kopf... ich wusste überhaupt nicht wohin & dann kamen sie wieder, die Tränen.

So, der nächste FA Termin stand fest..
3 Wochen später zur Nachkontrolle. Das erste mal den „Papa“ mitgenommen weil ich ihm sein Baby zeigen wollte. Aber anstatt ein Bild zu bekommen und gesagt zu bekommen „Es ist alles ok“ kam nur der Satz „ Die Nackenfalte ist verdickt"
Mit diesem Satz konnte ich nichts anfangen... sie erklärte mir dann, dass die NF auf Trisomie 21 ( Down Syndrom ) hinweisen kann...

Da war ich noch mehr geschockt, ich bin also schwanger mit einem kranken Baby ? Kann es überhaupt leben? Wie verläuft mein Leben dann weiter ? Kann ich mit einem anderen Baby klar kommen?
Ich hatte Millionen Fragen, die mir keiner beantworten konnte, außer ich selbst...

Wie wurden direkt weiter geschickt, in die Pränataldiagnostik. Wir kamen dort hin und es wurde erst mal ein Feinultraschall gemacht, dann sagte man uns, die NF sei von 3,6mm auf 2,8mm runter gegangen, mein Herz fing an zu rasen, ich freute mich.
Ein paar Tage vergingen und wir mussten zur Nachkontrolle, dann der Satz „ Die NF hat sich von 2,8mm auf 4,6 mm verdickt“

Ich wusste einfach nicht mehr wie mir geschieht, ich hab das alles nicht verstanden und zu dem Zeitpunkt bin ich immer noch nicht damit klar gekommen, dass ich jetzt schwanger bin..
Ich hab mein ganzes Leben einfach nicht mehr verstanden..

An dem Tag, wo es hieß, die Nackenfalte hat sich verdickt hieß es „ wir müssen eine Choriozottenbiopsie machen“
Mein ganzes Leben bestand eigentlich nur noch aus weinen.
Nach 3 Tagen kam der Kurzzeitbefund ( Mosaik- Trisometrie 21)

Nach einer Woche der Langzeitbefund ( Trisometrie 21).

Mir wurde klar, okay mein Baby ist anders als andere, aber ein Geschenk!
Nach 3 Tagen Hardcore Surfen im Internet, vielen Dokumentationen usw. habe ich mich dafür entschlossen MEIN KIND auf die Welt zu bringen, denn egal wie es aussieht oder sonst irgendwas, es ist MEIN KIND, mein Geschenk, mein Leben!

Aber diese Entscheidung, habe ich nur mit mir selbst getroffen und keinem anderen verraten, ich hatte einfach Angst, dass man mich verurteilt, ich mit meinen 21 Jahren nicht mal die Ausbildung fertig, was werden die ganzen Menschen wohl dazu sagen?! Es war mir egal, ich entschied mich mein Kind zu bekommen und wer diese Entscheidung nicht akzeptiert hätte, dem hätte ich gezeigt wo die Tür ist!

Wir hatten dann noch diverse Gen Gespräche, um heraus zu finden ob es eventuell an unseren Familien liegen könnte, was aber nicht der Fall war. Es war so : meine FA „ Eine Laune der Natur“

Als ich dann wieder beim FA war zum Nachsorgetermin war, hieß es dann „ Der kleine Mann hat massive Zysten & Fehlbildungen im Kopf- und Halsbereich, diese Auswirkungen sind so groß, dass ich Ihnen nicht sagen kann, wie lange ihr Baby leben wird, es kann sein dass es die 9 Monate schafft, es kann aber auch jederzeit das Herz aufhören zu schlagen. Vielleicht schafft es die Geburt, vielleicht aber auch nicht. Ich kann Ihnen nicht sagen wie lange ihr Kind leben wird, aber diese massiven Veränderungen in der 14. SSW deuten daraufhin, dass es höchstwahrscheinlich die Geburt nicht überleben wird“

Mein Leben, mein Herz alles um mich rum zerbrach im Scherben Haufen, ich hatte alles geklärt, hab mich endlich damit abgefunden schwanger zu sein und ein anderes Baby auf die Welt zu bringen und jetzt heißt es, er kann jede Minute von mir gehen ?
Ich habe garnichts mehr verstanden, ich wollte einfach nichts mehr hören und sehen und wollte einfach, dass dieser Schmerz endlich aufhört.

Schlussendlich waren seine Herztöne unten, und wir bekamen eine Überweisung in die Klinik.
Da sagte man mir, ich muss mein Kind zur Welt bringen, und bekam an dem Tag massig Zeug „Beerdigung, Urkunde, wollen sie einen Fotograf?“ Ich war einfach überfordert konnte aber nicht mehr weinen, weil ich mit allem einfach nicht mehr klar kam...

Ich hätte doch mein Baby so genommen wie es ist... Wieso ?????

An dem Tag der Einweisung in die Klinik hatte mein kleiner Schatz kaum noch Herztöne .. und dann war für mich klar „ Okay mein Schatz wir gehen den Weg gemeinsam, du gehst zu den Hunden die oben auf dich warten, sie beschützen dich, solange ich nicht bei dir sein kann“

Die Geburt wurde eingeleitet... ich lag 3 Tage..
Die 3 schlimmsten Tage meines Lebens, denn ich hatte wieder Fragen.. kann ich ihn sehen? Kann ich das alles? Hab ich noch Kraft?

Als es dann aber soweit war, tat ich alles. Fotograf, Bilder vom Handy usw.

Am Mittwoch den 22.11.2017 in der 15 SSW um 19:20 Uhr mit 47g und 14 cm brachte ich meinen kleinen Tyler zu Welt und schickte ihn direkt zu den Engeln. Ich hatte direkt nach der Geburt eine Not OP weil ich zu viel Blut verloren habe.
Aber dafür konnten wir ( mein Freund, Tyler & ich ) wie eine normale Familie solange kuscheln wie wir wollten, wir hatten ihn die ganze Nacht bei uns, sein Herz verließ uns recht früh... Als wir ihn dann sahen, haben wir die Zysten und die Fehlbildungen sofort erkannt, er war wirklich sehr schwer krank.
Er hat uns die „Entscheidung“ damit abgenommen.



Es war auf der eine Seite das Schrecklichste aber auch zu gleich der schönste Moment meines Lebens, denn ich durfte mich von meinem Kind verabschieden, ich wünsche mir das mir so etwas nie wieder passiert, aber wenn, dann würde ich es immer wieder so machen.


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