Einsatzbericht von Klaus

Einsatzbericht von Klaus

Ich habe nicht exakt mitgezählt - aber ich hatte in der letzten Woche (schätzungsweise) meinen 23. Einsatz als Sternenkind-Fotograf.

Jeder dieser Einsätze ist etwas ganz besonderes. Immer ist es berührend und hinterlässt Überlegungen/Gedanken, die mich doch lange im Nachhinein beschäftigen.

"Supervision" (sicher nicht wissenschaftlich korrekt - aber für mich hilfreich und ausreichend) findet nach all meinen Foto-Einsätzen zu Hause statt. Wenn ich mit meiner Frau und Freunden darüber spreche, wie es gelaufen ist….das holt mich immer recht gut zurück in mein eigenes Leben.

Der Alarm für einen Einsatz am letzten Donnerstag muss eingegangen sein, als ich gerade zu einem großen Shooting in einem Kindergarten gebucht war. Fast 160 Kinder - quicklebendig, laut und ungestüm - mussten fotografiert und gebändigt werden.

Als ich ziemlich erledigt und "groggy" in mein Auto einstieg, konnte ich abends sehen, dass bereits 12 Ablehnungen von Fotografen für einen Einsatz in H. verbucht waren. Eltern eines kleinen Jungen, der in der 33. Schwangerschaftswoche tot geboren wurde, wünschten sich Bilder von ihrem Sternenkind.

Ein Dutzend Absagen - das konnte ich nicht einfach ignorieren. Egal, in welcher Verfassung ich war. Also: Schnell die Kontaktdaten bei Kai Gebel angefordert, denn eine Anmeldung im DSK-Forum war an dem Tag wegen Zugangsproblemen zum Forum nicht möglich…

Angekommen im Krankenhaus, bin ich direkt in Richtung Kreissäle geflitzt. Dort warteten die jungen Eltern schon auf mich. Ihr Sohn B. war nicht nur in Tücher gehüllt, sondern vollständig angezogen. Mit den beiden betreuenden Schwestern und den Eltern habe ich dann besprochen, dass ich den Jungen zunächst für einige Minuten allein mit meiner Kamera ins Visier nehmen würde.

Nach fast 25 Einsätzen als Sternenkind-Fotograf hat sich diese Reihenfolge als sehr günstig erwiesen. Denn Mutter und Vater wird so ein wenig Raum zum Durchatmen gegeben. Ein ganzes Dasein - Elternwerden und Elternsein - all dies müssen Mama und Papa in ganz schrecklich kurzer Zeit durchleben.

Und: Sie müssen Ihr Baby auch gleich wieder abgeben, es im Krankenhaus lassen; obwohl andere Eltern glücklich MIT Kind nach Hause entlassen werden. Manchmal sind sie im Schock kurz nach der Geburt noch gar nicht in der Lage, ihr Kind auf den Arm zu nehmen, es innig zu drücken oder überhaupt anzufassen. Aber wenn sie ihr Kind noch einmal in die Arme schließen können, nachdem ich schon Aufnahmen gemacht habe, lassen sich meist "mit frisch gefasstem Mut" recht gut Fotos von Eltern und Kind machen.

Mit B. war es ganz ähnlich. Die Schwestern hatten sich inzwischen schon aus dem Kreissaal verabschiedet. Ich war deshalb allein mit den Eltern, als ich meine Kamera einpackte, um mich ebenfalls auf den Weg nach Hause zu machen. B. lag jetzt auf dem Arm der Mutter. Im Strampler - angezogen, weil er für die Fotos (krankenhausseitig) so hergerichtet worden war.

Aber ich hatte das Gefühl - es ist nicht richtig, die Eltern so mit ihrem Baby zu hinterlassen. Immer ist doch der Hautkontakt nach der Geburt ganz wichtig, immer wird doch das Kind nackt zur Mutter gelegt. Ich nahm deshalb meinen Mut zusammen, und fragte, ob wir B. jetzt mit zu seiner Mama legen sollten. Ohne Bekleidung - damit sie ihn spüren könne.

Die Eltern waren dankbar, dass sie nicht selbst fragen mussten, ob das wohl möglich sein. Denn sie dachten: "Wahrscheinlich ist es so üblich, dass ein Sternenkind bekleidet sein muss". Niemals hätten sie gewagt, selbst so eine Forderung zu stellen.

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Die hier gezeigten Bilder sind nicht immer bei dem beschriebenen Einsatz entstanden, sondern sind teilweise Symbolbilder.


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