Nathanael

Nathanael

Wir sind schwanger!

Den positiven Schwangerschaftstest hielt ich am 27.12.2017 in der Hand. Große Freude und Glücksgefühle – auch bei meinem Mann, denn die Schwangerschaft war geplant und das Kind ein absolutes Wunschkind!

Die Frühschwangerschaft verlief nicht ganz wunschgemäß – ständige Übelkeit und ein Beschäftigungsverbot von meinem Arbeitgeber, aber nach der berühmten 12. Woche ging es mir besser und ich konnte die Schwangerschaft mehr und mehr genießen. Die Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt liefen gut und wir entschieden uns bewusst gegen weitere Untersuchungen. Wir würden unser Kind willkommen heißen, egal ob es behindert oder gesund war. Schon früh erfuhren wir, dass wir einen Jungen erwarteten und entschieden uns für einen Namen: Unser Kind sollte Nathanael heißen – Geschenk Gottes.

Erste Auffälligkeiten

Um die 20. Schwangerschaftswoche riet mir mein Arzt dazu das Organscreening durchführen zu lassen, um besonders Nathanaels Herz genauer zu untersuchen. Bei Auffälligkeiten könnte man dann nach der Entbindung unmittelbar reagieren. Das erschien uns schlüssig und da meine Zwillingsschwester an einem angeborenen Herzfehler leidet, machte ich einen Termin in einer Praxis für Pränatalmedizin. Dieser fand am 2. Mai um acht Uhr statt, am Wochenende vorher hatten wir noch die Einweihung in unser Haus gefeiert und der Berufsverkehr erwischte uns eiskalt an diesem Morgen, sodass wir mit Verspätung in der Praxis ankamen. All das führte dazu, dass wir vollkommen sorgenfrei in die Untersuchung gingen und nichts anderes erwarteten, als gesagt zu bekommen, dass unser Junge kerngesund war. Eigentlich hätte mich stutzig machen müssen, dass ich bis dahin noch keine Kindsbewegungen gespürt hatte, immerhin war ich bereits in der 24. Schwangerschaftswoche. Am Ende der Untersuchung teilte uns die Ärztin mit, dass ihr ein paar Dinge aufgefallen waren. Nathanael hatte sich die ganze Zeit während des Ultraschalls nicht bewegt – was zu meinen Beobachtungen passte – und hatte Wasser an Stirn und Nacken eingelagert. Die Ärztin schlug vor, dass wir uns eineinhalb Wochen später nochmal sahen und bat uns, uns nicht zu viele Gedanken zu machen und nicht zu „googeln“. Das schafften wir tatsächlich ganz gut. Wir hofften, dass sich die Auffälligkeiten bis zum zweiten Termin vermindert hatten, ließen aber dennoch den Gedanken zu, dass unser Kind eventuell nicht ganz gesund zur Welt kommen würde.

Die Diagnose

Zum zweiten Termin kamen wir pünktlich und deutlich nervöser, als zum ersten. Nach einem quälend langen Ultraschall bat die Ärztin uns in ein Besprechungszimmer und teilte uns die Vermutung mit, dass Nathanael an dem sog. Pena-Shokeir-Syndrom litt, einer seltenen Genmutation. Er konnte sich nach wie vor nicht bewegen, die Wassereinlagerungen hatten zugenommen und waren nun auch im Brustkorbbereich zu sehen. Die Ärztin ließ keinen Zweifel daran, dass unser Kind keine Überlebenschance hatte; Nathanael würde noch im Mutterleib oder kurz nach der Geburt versterben. Eine Welt brach für uns zusammen und wir weinten, wie wir es noch nie zusammen getan hatten. Es wurde eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht, um Trisomie 18 auszuschließen, wir erhielten einen weiteren Termin zur Zweitmeinung in der Uniklinik, einige Informationen zu genetischen Untersuchungen und einer Beratungsstelle und fuhren nach Hause in eine ungewisse Zukunft. Es war als hätte sich der Boden aufgetan und alles, was wir bisher geplant und uns ausgemalt hatten, war plötzlich weg. Trotz der niederschmetternden Diagnose stand für uns sofort fest, dass wir weitertragen würden und Nathanael entscheiden lassen würden, wann es Zeit wäre zu gehen. Diese Entscheidung haben wir nie bereut und werden es auch nie. Wir durften unseren Schatz noch fünf Wochen bei uns haben und es waren die intensivsten und wertvollsten Wochen der ganzen Schwangerschaft – wahrscheinlich meines ganzen Lebens!

Mich ruft mein Stern!

In der kommenden Zeit hatte ich, abgesehen von einer Woche Urlaub am Bodensee, einmal wöchentlich einen Vorsorgetermin bei meinem Frauenarzt, meiner Hebamme oder in der Uniklinik. Ich spürte nach wie vor keine Kindsbewegungen und wir wollten wissen, wenn der Zeitpunkt gekommen war, Abschied zu nehmen. Bei einem Kontrolltermin Mitte Juni konnte mein Frauenarzt in der 30. Schwangerschaftswoche keinen Herzschlag mehr feststellen. Unser kleiner Kämpfer war zu den Sternen gereist. Wieder weinten wir ungehemmt. Wir hatten gedacht, wir könnten uns auf diese Situation vorbereiten, aber das stimmte nicht. Auf eine solche Nachricht kann man sich nicht vorbereiten, zumindest nicht emotional.

Wir fuhren in die Klinik, um die Einzelheiten zu besprechen, und entschieden, für das Wochenende nochmal nach Hause zu fahren. Meine Schwiegereltern waren noch im Urlaub und ich wollte in Ruhe meine Sachen packen. Außerdem gab es meiner Mutter und meiner Schwester die Gelegenheit, für Nathanael etwas zum Anziehen zu nähen. Eine Decke hatte ich bereits genäht, zu mehr hatte die Zeit gefehlt.

Drei Tage nachdem wir erfahren hatten, dass Nathanaels Herzchen nicht mehr schlägt, wurde die Geburt eingeleitet und 30 Stunden später hielten wir unseren kleinen Schatz in den Armen. Die Geburt war nicht allzu Kräfte zehrend und nicht zu schmerzhaft, sodass ich Nathanael ohne viele Schmerzmittel zur Welt bringen konnte. Wir haben die Geburt trotz allem als schön empfunden und werden diesen Tag als den schönsten und zugleich schlimmsten Tag unseres Lebens in Erinnerung behalten. Wir hatten Zeit, Nathanael anzuschauen und zu bewundern, ihn zu halten und mit ihm zu kuscheln, ihn zu waschen und anzuziehen. Unsere Eltern und Geschwister kamen, um sich ebenfalls zu verabschieden und eine Sternenkind-Fotografin hat viele wunderschöne Fotos gemacht. Abends legten wir Nathanael in seinen kleinen Sarg und sagten auf Wiedersehen. Eine Woche später haben wir ihn auf dem Friedhof im Nachbarort zu Grabe getragen – unterstützt und getragen durch viele liebe Menschen, unsere Familie und Freunde.

Was bleibt nach vier Monaten?

Neben der Trauer und dem Schmerz bleiben vor allem unendlich viel Liebe und Stolz und Dankbarkeit! Wir sind gemeinsam durch die schlimmste Zeit unseres Lebens gegangen, was uns als Paar unglaublich zusammen geschweißt hat. Wir sind zuversichtlich, dass wir auch den weiteren Weg schaffen und es uns gelingt, die Trauer als ein Stück unseres weiteren Lebens zu akzeptieren und anzunehmen und Nathanael einen Platz in unserem Leben zu geben. Wir sind Eltern geworden und die Erinnerung an unseren Schatz und die kostbare Zeit mit ihm kann uns niemand nehmen, genauso wenig wie die Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Nathanael

19.06.2018 um 4.10 Uhr

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